Keine Hasardeure

■ Investor des geplanten Hochhauses am Bahnhof Zoo sucht für Finanzierung nach Partnern / Baugenehmigung hat er bereits

Nicht als stolzer Bauherr, sondern als Klinkenputzer wird sich 1995 der Investor Brau und Brunnen bezüglich seines geplanten Glaspalastes am Bahnhof Zoo betätigen müssen. Für das circa 350 Millionen Mark teure Bauvorhaben müsse erst noch die Finanzierung geklärt werden, sagte Bernd Weber, Pressechef der Dortmunder Brau und Brunnen AG. Weber: „Obwohl wir das bauen könnten, wollen wir das sogenannte Zoo-Fenster nicht allein machen.“ Die Brau und Brunnen AG suche deshalb Partner, die in das Projekt mit einsteigen. Mit wem der Getränke-Konzern bereits über die Immobilie verhandelt, wollte Weber nicht mitteilen.

Weber räumte ein, daß die Partnersuche auch mit dem derzeit unrentablen Berliner Büromarkt zu tun habe. „Wir sind keine Hasardeure, sondern ein vorsichtiges Unternehmen“, sagte der Pressesprecher. Derzeit werde das bestehende fünfstöckige Gebäude – mit Berlins einziger befahrbarer Etagengarage über dem früheren AKI-Pornokino – leergeräumt. Eine Abrißgenehmigung dafür läge vor, ebenso die Bauerlaubnis für das neue Projekt.

Um das geplante Hochhaus gegenüber dem Bahnhof Zoo gibt es bis dato ein Gezänk zwischen dem Bezirk Charlottenburg und der Berliner Senatsbauverwaltung. Den 115 Meter hohen, supermodernen Turmbau mit Raum für Büros, Geschäfte und Konferenzetagen hinter einem über 12 Geschosse reichenden verglasten Atrium (das „Zoo-Fenster“), das der englische High-Tech-Architekt Richard Rogers 1990 für Brau- und Brunnen entwarf, versuchte Charlottenburgs Baustadtrat Claus Dyckhoff zu verhindern.

Die hohe Dichte auf dem nur 2.400 Quadratmeter großen Grundstück und die enorme Höhe des prestigeträchtigen Gebäudes drohten den sozialen und baulichen Charakter der westlichen City zu verändern, so Dyckhoff. Bewohner und Gewerbetreibende würden durch die steigenden Bodenpreise verdrängt. Der „Brückenkopf“ Zoo-Fenster werde wie in einer Sogwirkung andere Hochhäuser nach sich ziehen. Denn was man einem Investor gewähre, könne einem anderen nicht vorenthalten werden.

Der Hinweis von Bausentor Wolfgang Nagel, beim Hochhausentwurf für Brau und Brunnen handle es sich um eine Ausnahme, wurde noch 1994 konterkariert. Auf dem gegenüberliegenden Gelände – zwischen dem Kranzlereck und Bilka – plant jetzt die Victoria- Versicherung ein weiteres Hochhaus. Um das Zoo-Fenster-Projekt durchzusetzten, zog die Senatsbauverwaltung das Genehmigungsverfahren an sich und erteilte 1994 die Baugenehmigung; gegen den Willen des Bezirks und die Erfahrungen mit dem leerstehenden „Bürobubble“ im Ostteil.

Brau und Brunnen sieht das Hochhaus-Projekt jedoch nicht gefährdet. Es könne aber zu Verzögerungen kommen, sagte Weber. Doch darin habe man mittlerweile auch eine Übung. Schon in den Jahren 1992, 1993 und 1994 habe man vom Bau gesprochen. Rolf Lautenschläger