■ Das Portrait: Winfried Wendt
Magdeburgs Polizeichef Foto: taz-Archiv
Sein Vorgänger stürzte über „Alkohol und Sonnenschein“. Weil Magdeburgs Polizeipräsident Antonius Stockmann die ausländerfeindlichen Ausschreitungen am Himmelfahrtstag verharmlost hatte, mußte er den Hut nehmen. Aber auch Winfried Wendt hat „nicht den Eindruck, daß an dem Gerücht, die Magdeburger Polizei sei auf dem rechten Auge blind, etwas stimmt“.
Dennoch wird sich Wendt mit diesen Vorwürfen auseinandersetzen müssen. Immerhin hat die Staatsanwaltschaft gegen einen seiner neuen Untergebenen Anklage erhoben. Der Beamte, der vom Dienst suspendiert ist, soll am Rande der Himmelfahrtskrawalle einen Ausländer mehrfach mißhandelt haben. Viele andere Vorwürfe in diesem Zusammenhang sind nur deshalb vom Tisch, weil sie sich in den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht erhärten ließen und die Verfahren deshalb eingestellt wurden.
Anstatt sich mit solchen Vorwürfen zu beschäftigen, will der 41jährige Wendt lieber aus alten Erfahrungen schöpfen. Bevor er sich 1991 von Sprungbeförderung und Buschzulage an die Elbe locken ließ, war er Leiter der Straßenverkehrsabteilung im Ordnungsamt der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Nach einem kurzen Gastspiel als Referatsleiter für Wirtschafts-, Gewerbe- und Handwerksrecht im Magdeburger Wirtschaftsministerium darf er sich jetzt wieder um den Verkehr kümmern. Und darauf will er sich zunächst vollauf konzentrieren. Die Unfallverhütung im Straßenverkehr liegt ihm besonders am Herzen. Kein Wunder, denn noch ist der neue Polizeipräsident auf fließenden Verkehr angewiesen. Seinen Weg in den Osten geht der Niedersachsen-Import nämlich in kleinen, sich langsam steigernden Dosen. Seiner Frau und sich mochte er eine Mietwohnung ostdeutschen Standards nicht zumuten. Von Hannover zog er deshalb erst einmal ins niedersächsische Schöningen, unmittelbar an die Landesgrenze also. Erst wenn im Februar das Eigenheim an der Elbe fertig ist, will Wendt Voll-Magdeburger werden.
Seine Polizisten sollen sich künftig mehr um Prävention kümmern. Vorbeugende Polizeiarbeit, so glaubt Wendt, gebe den Bürgern mehr Sicherheitsgefühl. Und wenn bei den Bürgern mehr Vertrauen in die Polizei und mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Grünweißen da seien, steige die Aufklärungsquote von allein, findet der oberste Ordnungshüter. Eberhard Löblich
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