Nun blocken sie wieder

■ 16. Volleyball-Tournier in der Stadthalle / Kuba wieder voll dabei

Zum 16. Mal schmettern und blocken sie wieder. Sie hechten nach Bällen, kreischen vor Aufregung und ärgern sich zu Tode. In der Bremer Stadthalle findet das alljährliche internationale Frauen-Volleyballturnier statt. Oft totgesagt (oder -geschrieben) hat die Traditionsveranstaltung alle Unkenrufe und Wirrungen überlebt. Einen Hauptsponsor gibt es zwar nicht mehr. Aber nun spielen die sechs Teams halt nicht mehr um den alkoholfreien Pokal einer Bremer Brauerei, sondern um den erstmals privatwirtschaftlichen „Bremen Cup“.

Also „the same procedure as every year“ in der Hansestadt? Im Prinzip ja. Zunächst: Die Eintrittspreise sind erfreulich niedrig gehalten. Viele Gesichter, auf dem Spielfeld, aber auch auf den Rängen, sind bestens bekannt. Und ein paar neue sind hinzugekommen. Junge Spielerinnen aus Lettland zum Beispiel oder die Juniorinnen aus der VR China. Einige Publikumslieblinge sind auch wieder da. Das kubanische Sprungwunder Mireya Luis ist dabei und natürlich der wie immer mit hochrotem Kopf dirigierende russische Trainer Nikolai Karpol.

Was gibt es neues? Einige Regeln werden nicht allen BesucherInnen geläufig sein. Die Angabe darf mittlerweile von jedem beliebigen Punkt hinter dem Spielfeld ausgeführt werden. Jetzt darf sogar der Fuß benutzt werden. Das kommt in der Weltspitze zwar nicht oft vor, aber es ist erlaubt. Und technische Fehler werden kaum noch geahndet. Das stärkt die Abwehrreihen und fördert längere Spielaktionen. Der Volleyball-Weltverband wollte es so. Für Ästheten ist diese Änderung allerdings manchmal ein Schlag ins Gesicht.

Was noch auffällt, ist die größe der Spielerinnen. 16-, 17-jährige Riesinnen mit 1,90 Meter Länge sind keine Seltenheit mehr. Beim Auftaktspiel des Turniers Peru gegen Rußland waren die Südamerikanerinnen allein an Zentimetern so deutlich unterlegen, daß sie ohne jede Chance waren. Die Damen vom Ural (sie kommen alle aus Swerdlowsk) hauten den Ball einfach über den peruanischen Block. Waren die Frauen aus den Anden selbst im Angriff, war meistens eine unbezwingbare Arm- und Händemauer Endstation.

Und sonst? Der BRD-Bundestrainer Siegfried Köhler ist immer noch everybody's „Siggi“. Er ist nach wie vor ebenso verbindlich unverbindlich wie glücklos mit seinem Kader. Bei der Weltmeisterschaft wurde sein Team noch Fünfter, diesmal hagelte es Absagen. Gerade einmal neun Spielerinnen hatte zum ersten Spiel zur Verfügung. Normalerweise sind es zwölf. Die Weltmeisterinnen aus Kuba stiegen aus dem Bus und betraten das Spielfeld. Sie waren verspätet angereist, weil sie noch in der Nacht zuvor in Spanien tätig waren. Kein Problem. Ihr Niveau ist ohnehin von einem anderen Stern. So hoch wie sie springen die anderen nicht. Ihre überragende Athletik und das beinahe blinde Verständnis sind ein Garant für den Turniersieg. Die chinesische Vertretung versuchte, ihnen mit unglaublichen Reflexen das Wasser zu reichen. Doch alle Mühe war vergebens. Der gewonnene Satz am Mittwoch war eher ein kleines Geschenk.

Das deutsche Team gewann gerade mal kanpp gegen Lettland mit 3:2. Jürgen Franke