■ Unter Vögeln (1)
: 2-3silbiges di-di-dä

„Anfang Januar ist der Meisengesang zwar vorhanden, aber spärlich“, sagt Eberhard Focke, Ornitologe am Überseemuseum, und schlägt seine gerade Stirn in dichte Längsfalten. Dann bekommt sein Blick etwas Entrücktes: „Doch das ändert sich von Woche zu Woche. Und Ende Januar hat der Gesang schon seine volle Intensität erreicht“, erzählt Dozent Focke seinen SchülerInnen begeistert. Er möchte die TeilnehmerInnen der „Beobachtungsempfehlungen des Monats“ mitreißen.

Im Januar gilt es zwar zum einen die Meisen hinters Fernglas zu kriegen, zum anderen aber sollte man auch auf Lachmöwen, Krähen, Enten und Amseln achten. Bei den Lachmöwen ändert sich schon jetzt das Federkleid: die dunkle Mütze wird deutlicher. Bislang trugen sie einen weißen Kopf. „Das macht einfach Spaß zu beobachten“, animiert Focke seine ZuhörerInnen. Ende März haben alle Lachmöwen ihre Mützen auf.

Zur winterlichen Beobachtung eignen sich auch die Krähen, die seit dem 20. Oktober im Lande sind. Abends versammeln sie sich stets zu großen Schlafgesellschaften, früher im Bürgerpark. Seit diesem Jahr nicht mehr: „Kaum noch eine Krähe schläft im Bürgerpark. Jetzt sind sie auf dem Friedhof Huckelriede oder auch in den Kleingärten an der Weser“, tut Focke kund. Wer Lust habe, dies zu beobachten, sei herzlich dazu eingeladen. Letztendlich solle man auch die Stockenten nicht außer acht lassen. Es sei interessant einfach auf die Bewegungen der Stockenten zu achten. Ebenso ist die Zeit der Amsel jetzt aufregend. Sie ist in einer versteckten Spannung“, weil sie sich seit ihrer stillen Zeit im August steigere. Der Gesang geht allerdings erst im Februar los.

Am tollsten aber im Januar zu beobachten und singen zu hören, findet Focke die zwei Meisenarten der Stadt: die Kohlmeise und die Blaumeise. In der Zeichnung kann man sie ganz leicht unterscheiden: Die Blaumeise hat einen blauen Kopf und blaue Federn an der Flügeloberseite. Die Kohlmeise dagegen hat eine deutliche schwarz-weiß-Zeichnung des Kopfes mit einer gelben Unterseite, die durch einen schwarzen Mittelstreifen geteilt ist. Die Vögel sind ungefähr Spatzengroß. Eberhard Focke schließt mit sich selber Wetten ab, ob er in der Lage ist die Vögel zu unterscheiden: „Och, ob das nicht doch ... oder nee, ach, mist, Wette verloren.“ Er prüft seine Fähigkeiten allerdings ebenfalls bei den schwieriger zu unterscheideneden Sumpfmeisen, Tannenmeisen, Weidenweisen, Schwanzmeisen oder Haubenmeisen, die alle eine eher bräunliche Färbung haben. Aber bevor er sie am Federkleid errät, hört er ihnen zu. Typisch für den Gesang der Kohlmeise ist der metallische Ton, in einer geradezu „maschinenartigen Präzision“: di-di-dä. Wenn es nicht metallisch und volltönend klingt, sondern eher piepsig, hat man es mit einer Blaumeise zu tun. Denn „Blaumeisen, die Kohlmeisenartig singen, gibt es auch!“ Obgleich sie eher einen zwei-oder-drei-silbigen Auftakt macht (ti-ti-ti) und dann einen langgezogenen Triller anschließt. Die Tannenmeise klingt ebenfalls nicht ganz so metallisch, und macht ein „zieh-bäng-bäng, so ungefähr“. Der Gesang der Sumpfmeise verleitet Focke gar zu einem neuen Namen für das Tier - Klappermeise. Sie klappert ganz deutlich mit einem „l“ (wie Ludwig). Auch die Weidenmeise erkennt man leicht an ihrem längergezogenen zieh-zieh-däh-däh-däh. „Tröstlich ist, daß die meisten Gesänge leicht einarbeitbar sind. Da braucht niemand Zustände zu kriegen.“ vivA