Denkmal für Sinti und Roma

■ Kultursenator will in diesem Jahr Senatsentscheidung / Feiern zum 8. Mai

Der parteilose Kultursenator Ulrich Roloff-Momin ergriff die Gelegenheit beim Schopfe. Bei der Präsentation der Berliner Gedenkveranstaltungen zum 50. Jahrestag des Kriegsendes mahnte er gestern erneut die Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma an. Noch in diesem Jahr müsse der Senat eine Entscheidung treffen. Die Vorbehalte in der CDU/SPD-Koalition gegen ein zentrales Mahnmal in der Bundeshauptstadt verstehe er nicht. Roloff-Momin wandte sich scharf gegen jeden Versuch, die Opfer – etwa Juden sowie Sinti und Roma – gegeneinander aufzurechnen und daraus die Bedeutung für ein Mahnmal abzuleiten.

Das Denkmal für die 500.000 Sinti und Roma, die während der NS-Zeit ermordet wurden, soll nach seinen Vorstellungen auf einer der Sichtachsen zwischen Reichstag und dem Haus der Kulturen der Welt errichtet werden. Zuletzt hatte Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer, der nicht prinzipiell gegen das Vorhaben ist, einen Standort südlich des Reichstages verworfen. Nach Ansicht des CDU-Politikers reicht hierfür der vorhandene Platz nicht aus. Außerdem müßten zu viele Bäume gefällt werden. Alternativ schlug er einen Ort westlich der Kongreßhalle oder am Goethe-Denkmal an der Ebertstraße vor.

Noch in diesem Monat soll hingegen die Entscheidung darüber fallen, wie das Holocaust-Denkmal für die sechs Millionen ermordeten Juden Europas gestaltet wird. Wie Roloff-Momin gestern erklärte, werde ein Preisgericht am 18. und 19. Januar den besten Entwurf prämieren. Mehr als 500 Entwürfe sind von der Kommission zu begutachten. Das Denkmal soll seinen Platz südlich des Brandenburger Tores finden.

Während das offizielle Festprogramm zu den Feierlichkeiten rund um den 8. Mai, den Tag der deutschen Kapitulation 1945, unter dem Titel „50 Jahre Frieden in Deutschland“ firmiert, bekannte sich Kultursenator Roloff-Momin ausdrücklich dazu, daß für ihn der Jahrestag die „Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus“ bedeute. Für das Programm zuständig ist die Festspiele GmbH. Deren Leiter, Ulrich Eckhardt, wandte sich gegen Vorwürfe, das Angebot sei beliebig. Mit der „Vielfältigkeit“ sollte jedem Versuch begegnet werden, das Jahr 1945 pauschal für politische Zwecke zu vereinnahmen. Es sei nicht Aufgabe eines Staates, ein „offizielles Geschichtsbild“ zu liefern, betonte Roloff-Momin.

Mit einem Bündel vor allem dezentraler Veranstaltungen will Berlin bis in den Sommer hinein des Kriegsendes gedenken. Darunter sind neben Konzerten, Ausstellungen, Lesereihen auch Gespräche mit Zeitzeugen, Theater- und Kabarettaufführungen sowie Filmreihen. Am 8. Mai selbst sollen die Kirchenglocken Berlins für eine Viertelstunde läuten. Roloff- Momin wiederholte gestern den offiziellen Wunsch des Senats nach einem zentralen Staatsakt der Bundesrepublik am selben Tag in Berlin. Im Laufe dieses Monats wollen die Spitzen der fünf Verfassungsorgane auf einem gemeinsamen Treffen darüber entscheiden. Severin Weiland