Methadon statt Heroin

■ Neue Vereinbarung in NRW

Düsseldorf (taz) – Die Front der Methadon-Gegner bröckelt weiter. Gestern wurde in Düsseldorf eine „Vereinbarung zur Substitutionsbehandlung mit Methadon“ unterzeichnet, die der nordrhein- westfälische Gesundheitsminister Franz Müntefering wegen der breiten Beteiligung als einen „Hoffnungsschimmer im Kampf gegen das Drogenelend“ bezeichnete. Beteiligt sind neben der Landesregierung Krankenkassen, Ärztekammern, Rentenversicherungsträger, Wohlfahrts- und Landschaftsverbände, mehrere Kommunen und das Landesarbeitsamt. Die neue Vereinbarung dient dem Ziel, „durch die Einbeziehung der Substitution mit Methadon weitere Zugangs- und Behandlungsmöglichkeiten zu eröffnen“. Rund 4.200 Drogenabhängige werden derzeit in NRW mit Methadon behandelt. Diese Zahl dokumentiert den gewaltigen Einstellungswandel seit dem Beginn des ersten NRW-Modellprojekts 1987. Damals führte schon die Methadonvergabe an ein paar Dutzend Heroinabhängige zu erbitterten Diskussionen. Doch solche ideologischen Gefechte sind inzwischen passé. Jetzt dreht sich der Methadon-Streit im wesentlichen um die Finanzierung.

Das geltende Leistungsrecht wird von der zunächst auf zwei Jahre beschlossenen Vereinbarung nicht verändert. Viele Kommunen zögern deshalb noch mit einem Beitritt, weil sie zusätzliche Kosten bei der Integrationshilfe und der psychosozialen Betreuung befürchten. Generell zahlen die Krankenkassen die Methadonbehandlung nur dann, wenn sie zur Behandlung einer anderen Krankheit oder als Bestandteil eines Entzugs unter stationären Bedingungen als notwendig erachtet wird. Immer dann, wenn Methadon nur als Ersatzdroge zur Integrationshilfe der Abhängigen zum Zuge kommt, müssen die Städte über die Sozialhilfe die Kosten übernehmen. Für ganz schwierige Fälle stellt das Land im Rahmen eines Modellprojekts die Finanzierung sicher. Walter Jakobs