Debatte
: Lieber Hucky!

■ Lothar Probst über die Kurvenkarriere des Ex-Ortsamtsleiters Hucky Heck.

PDS wählen, Bürgerforum gründen und Bündnisgrünen vorstehen – das ist der Versuch, überall ein Eisen im Feuer zu haben, ohne sich zu verbrennen. Dies entspricht ohne Zweifel Deinem Naturell als ideeller Bremer Gesamtpopulist, der gerne Visionen beschwört, aber schon nach einigen Jahren mühevoller Reformarbeit im Kleinen kapituliert.

Wir alle haben noch im Ohr, daß Dein Rücktritt ein spontaner Entschluß war und daß Du auf keinen Fall eine neue Organisation gründen wolltest. Nun gut: Ein neues Jahr, eine neue Organisation. Schließlich sind Forumsgründungen so alt wie unsere politischen Vergangenheiten. Rotes Forum nannte sich in Heidelberg die Vorläuferorganisation des KBW, mit dem Neuen Forum kam die friedliche Revolution in der DDR, und Du bringst uns nun das Bürgerforum. Der Aschermittwoch als Gründungsdatum für das Bürgerforum ist wahrlich ein symbolischer Termin, denn Aschermittwoch ist bekanntlich alles schon wieder vorbei.

Bärbel Bohley hat vor kurzem gerade das Scheitern des Neuen Forum erklärt und dafür plädiert, es aufzulösen. Warten wir also getrost, bis auch das Bürgerforum still dahinsiecht, denn mit der Gurkentruppe (wobei ich niemanden persönlich beleidigen möchte, Ladi ist wirklich ein pfiffiger Kneipier und Klaus Jarchow ein exzellenter Leserbriefschreiber), die Du da versammelt hast, lieber Hucky, läßt sich kein Blumentopf gewinnen, geschweige denn eine Bürgerbewegung in Bewegung setzen, für die es angesichts der Unzufriedenheit mit der Ampelregierung durchaus eine Basis geben würde, wenn man Rechts- und Linkspopulismus gemeinsam in ein Programm zwingen könnte (als Kombination aus DVU- und PDS-Parolen).

Daß Du das Bürgerforum nicht als Konkurrenzverein um WählerInnenstimmen zu den Bündnisgrünen aufziehen willst, ehrt Dich, ist aber noch kein Entrée für eine Sprecherfunktion im Landesvorstand. Jemand, dem im taz-Interview auf die Frage „War die SED auch links?“ nichts anderes einfällt als „Darüber kann ich nicht viel sagen“, qualifiziert sich nicht gerade für das exponierte Amt einer Partei, deren östliche Hälfte einschlägige Erfahrungen unter der SED-Diktatur sammeln konnte. Vielleicht solltest Du mit Deiner Bewerbung noch ein bißchen warten, bis das Hick-Heck-Zapping-Fieber vorbei ist.

Lothar Probst

Der Autor ist Kulturwissenschaftler und Mitglied der Grünen.