EU-Bonbons für Atlas Copco

■ Trotz „Boom“ kaum noch Chancen für das Bremer Werk

Wird das Bremer Werk Atlas Copco nun doch geschlossen und nach Schweden verlegt? Heute will der Aufsichtsrat des Atlas Copco Konzerns darüber im Bremer Parkhotel entscheiden. Der Betriebsratsvorsitzende Erwin Peters, der einzige Bremer im Aufsichtsrat, will erreichen, daß der angepeilte Beschluß, das Bremer Werk bis Ende des Jahres aufzugeben, erneut ausgesetzt wird. Parallel dazu demonstriert die Belegschaft heute vormittag in der City.

Der Betriebsrat des Bremer Werkes wirft der Geschäftsleitung vor, sie gebe das Mahndorfer Werk, das Spezialbohrmaschinen produziert, aus rein strategischen Gründen auf, nicht aus wirtschaftlichen. Gestern hat der Betriebsrat neue Erfolgszahlen vorgelegt: Der Engpaß der letzten Jahre habe sich entschärft, man habe einen hohen Auftragseingang („es boomt“). Eine Erhöhung des Produktionsplanes im Bremer Werk wäre die eigentlich sinnvolle Reaktion, stattdessen sage die Geschäftsleitung Kundenanfragen ab.

Dabei hatte die Bremer Belegschaft sich noch ins Zeug gelegt und ein Wirtschaftskonzept, „Bremen 2000“, entwickelt, nachdem im November 94 die Atlas-Konzernmutter in Schweden die Aufgabe des Bremer Werkes angekündigt hatte. Auch für das neue Konzept aber hat die Geschäftsleitung den ArbeitnehmerInnen die Zusammenarbeit verweigert. Von der Atlas Copco Holding in Essen war hingegen jetzt bereits zu hören, „Bremen 2000“ sei nicht effizient genug, um eine Schließung zu verhindern.

Trotzdem will der Betriebsrat nun nochmals Zeit gewinnen, „um politischer zu werden“, wie der Vorsitzende Erwin Peters sagt. Der Atlas Copco Konzern wird nämlich in Schweden Nutznießer von EU-Geld sein. Örebro soll der neue zentrale Atlas-Copco-Standort sein, und Örebro wird von der schwedischen Regierung stark als Industriestandort forciert. Dafür gibt es einige hundert Millionen schwedische Kronen aus dem Europäischen Regional- und Sozialfonds. Erwin Peters dazu: „Wir sind entsetzt, daß mit EU-Mitteln unsere 200 Arbeitsplätze in Bremen vernichtet werden, um diese in Örebro wieder neu zu schaffen.“

„Das ist natürlich pervers und ganz sicher nicht das Ziel der EU-Kommission“, entgegnet die Bremer Europaabgeordnete Karin Jöns. „Dem steht aber die Unternehmensfreiheit gegenüber. Und wenn die dann dort in Örebro ihr Fett abkriegen, dann ist das die Entscheidung der schwedischen Regierung.“ Von seiten der EU werde da nichts hinterfragt. Allerdings müsse geklärt werden, ob Atlas Copco für Örebro Investitionshilfe bekomme. Auch Bremens Bürgermeister Klaus Wedemeier hat gestern die Atlas Copco Unternehmensleitung heftig kritisiert. sip