Arbeiten für Europa

■ Norwegen: Falsch gewählt? Raus!

Oslo (taz) – Die Rede der Chefin der norwegischen Firma „Karmöy Fiskemat A/S“ zum neuen Jahr hatte es in sich. Als Leitmotiv künftiger Personalpolitik werde man bei Bedarf zunächst den Angestellten kündigen, die bei der EU-Volksabstimmung gegen einen Beitritt Norwegens gestimmt hätten. Begründung: Komme es zu Entlassungen, stehe dies in direktem Zusammenhang mit Norwegens Schicksal als Neinsager-Land.

Eva Husby Trichkova, Chefin des bedeutenden Fischveredlungsbetriebs, ist nicht irgend jemand. 1994 hatte sie die heimische Wirtschaftspresse mit dem Titel „Geschäftsfrau des Jahres“ geehrt. Weil sie erfolgreich und vorbildlich ihren Betrieb geführt habe. Ob nun auch weitere Betriebe ihrem Beispiel folgen werden, ist unklar. Die Gewerkschaften jedenfalls sind hellwach geworden. „Peinlich genau“, so Betriebsrätin Lillian Haukas, werde man in Zukunft Kündigungen prüfen. Wegen des offenen Diskussionsklimas sei es nämlich kein großes Problem für die Betriebsführung, die NeinsagerInnen auszumachen.

Eva Husby-Trichkova gab ihren Angestellten gleich noch einen Rat mit ins neue Jahr: NeinsagerInnen sollten sich überlegen, selbst zu kündigen und ihre Arbeitsplätze für die Arbeitslosen zu räumen, die mit einem EU-Ja mehr Verantwortungsbewußtsein gezeigt hätten. Reinhard Wolff