Es lebe der Hausarzt!

■ „Hausarzt-Abo“ der AOK umstritten

Berlin (dpa/taz) – Die Idee klingt gut: Der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) will in Modellversuchen ein „Hausarzt-Abo“ einführen, nachdem sich Patienten für ein Jahr verpflichten sollen, im Krankheitsfall zuerst immer ihren Hausarzt aufzusuchen und nicht etwa gleich zu verschiedenen Fachärzten zu rennen. Im Gegenzug sollen den Versicherten Beitragsnachlässe gewährt werden. Der vernünftig klingende Plan stößt jetzt aber auf Widerstand. Die Vertreter der rund 100.000 deutschen Kassenärzte fühlen sich von der AOK beim geplanten „Hausarzt- Abo“ übergangen.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) warf dem AOK-Bundesverband gestern in Köln vor, das „Hausarzt-Abo“ ohne vorherige Abstimmung mit den Kassenärzten der Öffentlichkeit zu einem Zeitpunkt angekündigt zu haben, wo es noch nicht einmal eine Rechtsgrundlage für die geplanten Modellversuche gebe. Zwar habe die KBV den Krankenkassen die gemeinsamen Modellversuche zur Erprobung neuer Vertragsstrukturen angeboten. Dies gelte auch für das AOK- Hausarzt-Konzept. Dafür müsse aber zunächst eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden. Insbesondere die Gewährung von Beitragsnachlässen müsse gesetzlich geregelt werden.

Die KBV forderte, daß den am Hausarzt-Modell teilnehmenden Versicherten nur Beitragsnachlässe in der Höhe gewährt werden, wie sie „durch nachgewiesene Kosteneinsparungen gerechtfertigt“ seien. Andernfalls würden die anderen Versicherten zu Unrecht belastet. In der KBV dominieren allerdings die Fachärzte. Diese befürchten durch die Einführung des „Hausarzt-Abos“ Einkommenseinbußen, während die Allgemeinmediziner davon profitieren dürften. BD