Anwohner uneins über Tempodrom

■ Die einen sind begeistert, die anderen wollen Park pur

Die AnwohnerInnen sind in der Frage, ob das Tempodrom auf den Anhalter Bahnhof umziehen soll, ebenso gespalten wie die BezirkspolitikerInnen. Von den elf, die sich beim Bürgergespräch am Mittwoch abend zu Wort meldeten, sprachen sich sechs für den Neubau des Tempodroms im geplanten Park aus und fünf dagegen. Über hundert Interessierte waren der Einladung von Bezirksbürgermeister Peter Strieder (SPD) gefolgt. Streckenweise dominierten allerdings die zahlreich erschienenen Bezirkspolitiker die Debatte.

„Es wird Zeit, daß hier ein bißchen Leben in die Gegend kommt“, meinte eine resolute, weißhaarige Bürgerin. „Die haben doch einen Stich mit ihren Pflanzen“, sagte sie in Anspielung auf die Kreuzberger Grünen, die sich vehement gegen die Pläne der SPD stemmen.

Bezirksbürgermeister Strieder legte sich mächtig ins Zeug: „Das Tempodrom könnte Werbung für den Bezirk machen.“ Er wolle nicht, daß eine Arbeitslosenrate von zwanzig Prozent das Image von Kreuzberg bestimme. Strieder und Tempodrom-Chefin Irene Moessinger beruhigten die Anwohner, was den Lärm betrifft: Open-Air-Konzerte werden nicht mehr stattfinden. Es würden auch keine zusätzlichen Parkplätze entstehen. In der näheren Umgebung gebe es genügend Parkraum, der abends ungenutzt bliebe. Ein Anwohner fürchtete dennoch um seine Ruhe: „Wenn das Tempodrom kommt, ist hier der Teufel los. Das gibt ein Verkehrschaos.“ Er befürchtete, daß bei jeder Veranstaltung 500 bis 1.000 Autos zusätzlich durch den Kiez kurven. „Das finde ich zum Kotzen.“

Eine junge Frau ist für das Tempodrom, weil es die Gegend für Frauen sicherer macht und erhält viel Beifall. Den stürmischsten Applaus bekam jedoch die Leiterin des Hebbel-Theaters, Nele Hertling. Sie versuchte, die Debatte von dem scheinbaren Widerspruch zwischen Natur und Kultur wegzubringen. „Beides hat doch mit Lebensqualität zu tun!“ Versöhnliche Töne kamen zum Schluß auch von dem bündnisgrünen Stadtrat Dirk Jordan. Man müsse bei diesem „schwierigen Abwägungsprozeß“ die „Konfrontation überwinden“. Dorothee Winden