Flecken auf der Weste

■ Hessens Rechnungshof prüft Deals aus Kanthers Finanzministerzeiten

Wiesbaden (taz) – Gestern stellte Hessens Landes-CDU in Wiesbaden die auf den Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen am 19. Februar, Bundesinnenminister Manfred Kanther, zugeschnittene Kampagne vor. „Markanther“ soll es nach dem Willen der Union in Hessen demnächst zugehen. Doch der „Markenartikel“ aus Bonn (CDU-O-Ton) könnte samt seinem Saubermann- Image noch vor der Hessenwahl zum Auslaufmodell werden.

Kurz zuvor war bekannt geworden, daß das Land Hessen in der Zeit der Regierung Walter Wallmann mit Manfred Kanther als Finanzminister (1987 bis 1991) offenbar vorsätzlich auf Einnahmen in Millionenhöhe verzichtete. Aus „internen Vermerken“ geht laut Landesrechnungshof hervor, daß die Kanther-Administration beim Verkauf mindestens einer landeseigenen Liegenschaft ohne Not auf einen Betrag in Höhe von fünf Millionen Mark verzichtete. Für 140 Millionen Mark war der Frankfurter Gebäudekomplex 1988 an die Firma ConCret verkauft worden, obgleich ein niederländisches Unternehmen dem Staatssekretär von Finanzminister Kanther, Claus Dehmke, 145 Millionen Mark geboten hatte. Das höhere Gebot wurde dem zustimmungspflichtigen Hauptausschuß des Landtages nicht zur Begutachtung vorgelegt.

Doch für Kanther kommt es noch dicker. Die Firma ConCret, die seinerzeit den Zuschlag bekam, gehört der Gruppe des Frankfurter Rechtsanwalts Dieter Bock. Zu dessen Imperium gehört auch die Firma Advanta Management AG. Und die stellte im Frühjahr 1991 einen neuen Generalbevollmächtigten ein: Kanthers Staatssekretär im Finanzministerium, Claus Dehmke – er hatte den Minus- Deal eingefädelt.

Der hessische Landesrechnungshof prüft inzwischen noch weitere Liegenschaftsverkäufe aus der Ära Walter Wallmann/Manfred Kanther. kpk