Lektion für den MdB

■ CDU-Mann will Schüler vor PDS schützen

Magdeburg (taz) – Weder seine Herkunft aus dem Westen – der Mann kommt aus Garbsen bei Hannover – noch seine schon mehr als vierjährige Erfahrung als Bundestagsabgeordneter nutzten ihm etwas. Der Chef der CDU-Landesgruppe Sachsen-Anhalt im Deutschen Bundestag, Hartmut Büttner, benötigte eine Lektion in Sachen Demokratie. Büttner hatte disziplinarische Maßnahmen gegen die Lehrer eines Gymnasiums in Staßfurt gefordert. Die hatten sich nämlich erdreistet, den PDS- Bürgermeister des benachbarten Löderburg in den Sozialkunde- Unterricht einzuladen. Nicht allein, denn auch am Staßfurter Gymnasium achtet man schließlich auf politische Ausgewogenheit. Der Staßfurter CDU-Bürgermeister und das parteilose Gemeindeoberhaupt einer anderen Nachbargemeinde durften vor den Schülern ebenfalls ihr kommunalpolitisches Credo darlegen.

Daß aber auch der PDS-Mann Rolf Funda das durfte, ging Büttner über die Hutschnur. Er forderte Magdeburgs Regierungspräsidenten Wolfgang Böhm, wie Büttner CDU-Wessi, auf, „diesen Fall zu untersuchen und gegebenenfalls dienstrechtliche Konsequenzen gegen die verantwortlichen Mitarbeiter des Salzland- Gymnasiums einzuleiten“.

Böhm sah die Sache gelassen und erteilte seinem Parteifreund Nachhilfe. „Die Rahmenrichtlinien für Sozialkunde sehen Unterrichtseinheiten mit praktizierenden Kommunalpolitikern vor“, schrieb Böhm seinem Parteifreund. Funda sei nun mal freigewählter Bürgermeister. Den Wählerwillen der Bürger von Löderburg müsse eben auch Büttner akzeptieren. Eberhard Löblich