Ghanaer bleibt bei seiner Aussage

■ Martin Agyare bekräftigte, von Skins aus der S-Bahn gestoßen worden zu sein

Berlin (taz) – Der 25jährige Martin Agyare aus Ghana hat seine ursprüngliche Aussage bekräftigt, von Skinheads aus einer fahrenden S-Bahn gestoßen worden zu sein. Der Asylsuchende, der am 17. September schwerverletzt neben den Gleisen der S-Bahn- Strecke Berlin-Oranienburg gefunden worden war, hatte im November überraschend weitere Auskünfte zum Tathergang verweigert. Am Mittwoch erklärte er gegenüber der Staatsanwaltschaft Neuruppin erneut, Opfer eines rechtsradikalen Angriffs geworden zu sein. Nachdem vier mutmaßliche Täter wieder entlassen werden mußten, weil sich das Geständnis eines 18jährigen Oranienburgers als falsch erwiesen hatte, hatte der leitende Oberstaatsanwalt Erardo Rautenberg deutliche Zweifel an der Version des Agyare geäußert. Auch sein damaliger Anwalt bezweifelte, daß der Ghanaer eine ehrliche Aussage gemacht hatte. Agyare beauftragte eine neue Anwältin, die zunächst Akteneinsicht beantragte.

In der viereinhalbstündigen Vernehmung am Mittwoch modifizierte Agyare seine ursprüngliche Darstellung des Überfalls nur in einem Punkt: Er sei sich nicht mehr sicher, ob tatsächlich 15 Mitreisende untätig zugesehen hätten, wie zwei Skinheads ihn mit Messern bedroht und aus dem Zug gestoßen hätten. Es seien mehrere Personen anwesend gewesen, die genaue Zahl wisse er nicht mehr. Trotz der ausgesetzten Belohnung von 20.000 Mark hat sich bis heute kein Zeuge gemeldet.

Seine Ankündigung vom November, in der kommenden Vernehmung „die Wahrheit“ sagen zu wollen, bezeichnete Agyare als mißverständlich. Er habe damit nicht andeuten wollen, zuvor die Unwahrheit gesagt zu haben. Auch ein inzwischen vorliegendes gerichtsmedizinisches Gutachten widerspricht seiner Aussage nicht. Agyare war am Morgen des 17. September von Bahnarbeitern mit Stichverletzungen sowie einem Schädelbruch gefunden worden. Ein Unterschenkel und zwei Zehen mußten amputiert werden. Jeannette Goddar