Arme reiche Telekom

■ Student erhielt 57.000 Mark Abfindung

Berlin (taz/dpa) – Wer in den letzten Jahren, wenn auch nur aushilfsweise, bei der Telekom gearbeitet hat, kann sich freuen. Denn nach einer freiwilligen Kündigung können Beschäftigte des Telefonunternehmens mit hohen Abfindungen rechnen. So wurde nach Angaben des Norddeutschen Rundfunks ein seit vier Jahren in der Telefonauskunft beschäftigter Student nach seiner freiwilligen Kündigung mit einer hübschen Summe in Höhe von 57.000 Mark getröstet. Je nach Verdienst lägen die Beträge insgesamt zwischen 47.500 und 142.500 Mark, das entspricht bis zu 19 Monatsgehältern.

Hintergrund der Abfindungen ist nach Telekom-Angaben eine tarifliche Vereinbarung mit der Deutschen Postgewerkschaft (DPG), die erst Anfang 1995 wirksam geworden sei. Danach müsse unkündbaren Mitarbeitern, die das Unternehmen aus eigenem Antrieb verlassen, eine Abfindung gezahlt werden. Die Zahl der Telekom-Mitarbeiter solle bis zur Jahrtausendwende um 30.000 auf 200.000 reduziert werden, um im schärfer werdenden Wettbewerb zu bestehen.

Der Hamburger Arbeitsrechtler Horst A. Reichel, der die Telekom-Regelung heftig kritisierte, sagte gestern, normalerweise würde bei der Abfindung pro Beschäftigungsjahr ein halbes Monatsgehalt gezahlt. Diese Kritik wies die Telekom zurück. Die Abfindungen seien so gestaffelt, daß vor allem für junge Mitarbeiter ein Anreiz entstehe, das Unternehmen zu verlassen, sagte ihr Sprecher Klaus Czerwinski. Die Abfindungsbeträge seien, so Czerwinski, in jedem Fall geringer als die jährlichen Kosten der Weiterbeschäftigung.