Mann, was für ein Service!

■ Vom unstillbaren Helfer-Syndrom der neuen Aluminiumriesen der Deutschen Bahn

Jetzt ist der Mann 3,50 Meter groß und für Frau K. aus O. „nicht relevant“. Frau K. fährt viel, pendelt. Der große Rote steht ihr da eher im Wege, denn sie muß ihn neuerdings umkreisen, will sie wissen, wann sie von B. nach O. kommt. Dabei will der Rote in der Bahnhofshalle doch nur helfen. Dem fest verschraubten Aluminiummann klaffen – in der Bauchgegend – Fahrpläne raus. Vorne Abfahrt, hinten Ankunft. Oder andersherum, Frau K. jedenfalls findet, „ich muß mich umstellen“.

Dabei fängt es ja schon damit an, daß der Große rot ist. Rot ist falsch. Außer das Service-Plakat mit dem Schaubild zum neuen Bunte-Riesen-Service-Angebot der Deutschen Bahn hat Fehler im Leitsystem. Denn da steht: „Rot ist Fahrpläne“. In Bremen, Bahnhofshalle, ist Rot aber ausschließlich Abfahrt, Gelb Ankunft. Wobei Gelb doch eigentlich „Lageplan Bahnhof“ sein soll. Erübrigt sich wahrscheinlich in Bremen. Wie Blau. Blau leuchtet mit „Willkommen“ und beherbergt das, „was auf dem Bahnhof geschieht“. Blau ist in der Bremer Bahnhofshalle leer. So.

Damit ist aber der neue Bahnservice nun noch nicht zu Ende. Seit dem 12.12.94 ist bekannt und sichtbar, daß die Deutsche Bahn menschen-service-iger werden will. Und Bremen zieht da voll mit. „Service, service, service, service, service“ steht auf der Glaswand des ebenfalls neuen „Service-Point“-Tresens in der Halle, und dahinter gibt es zwei freundliche Menschen und zwei Computer. Was die nicht können, die Computer, ist, Umsteigezeiten und Umsteigebahnhöfe für Reiseverbindungen oder Fahrkarten ausdrucken. Das scheinen Reisende schon im voraus gewußt zu haben, denn die Info- und Fahrkartenschalter nebenan sind schlangenmäßig gut besucht wie eh und je. Wobei es nicht so ist, daß die beiden freundlichen Menschen am „Service-Point“ nichts tun. Nein, sie vermitteln rund um die Uhr Hotelzimmer, geben Auskünfte und Verspätungen bekannt und nehmen entgegen. Hunde und Schlüssel, aber vor allem Beschwerden. Der aerospace-ige „Servie-Point“ ist Puffer, lichtet tatsächlich die düstere Halle ein bißchen auf und verdeckt außerdem die große Anzeigetafel an der Bahnhofshallenfront.

Also ran an den Service, denn auch die Schrift auf den Fahrplänen ist kleiner geworden. (Ein Selbsthelfer mit Lupe wurde beobachtet.) Dafür soll es sich schon 1997 erübrigen, vor der Abfahrt respektive nach der Ankunft noch mal schnell auf dem ICE-Gleis vorbeizuschauen. Da leuchten nämlich die restlichen zwei Bremer Helfermänner einsam vor sich hin. Ja, und in einem von ihnen befindet es sich, das Kleinod des neuen Bahnservices: der Stadtplan auf dem Bremer Bahnhof. Original Falkplan als Bremen-Verschnitt ohne Straßenregister. Die Bauchrückwand dieses Riesen – hier Gelb – klärt auf: „Natürlich tauchen aber beim einen oder anderen Zweifel auf, was genau damit gemeint ist.“ Hat jemand da hingeschrieben. Silvia Plahl