Dem „BBA-Laden“ droht das Aus

■ Bremische verdreifacht Miete / „Das bricht uns das Genick“

Alarmstimmung bei der BBA. Die Bremer Bürgerinitiative gegen Atomanlagen befürchtet, bald ihr Dach über dem Kopf zu verlieren. Der Grund: Die Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung hat den Uraltvertrag mit der BBA über den Infoladen in der Ostertorschen St.-Pauli-Straße zum ersten März gekündigt. Danach will die Bremische knapp dreimal so viel Miete haben. Und die kann die Traditionsinitiative nicht zahlen. Martin Nowacki, Sprecher der BBA: „Uns bricht das das Genick.“ Doch die Bremische wiegelt ab. „Da ist überhaupt keine Dramatik drin“, besänftigte Dieter Cordes von der Wohnungsbaugesellschaft die Gemüter. „Es wird ein neues Angebot geben, dann werden wir uns einigen.“

10 bis 15 AktivistInnen betreuen den BBA-Laden kontinuierlich, eine weitere Gruppe betreibt den Antifa-Infoladen. Dazu kommen Kellerräume für Treffen, 40 Leute und Initiativen haben in der St.-Pauli-Straße ihre Postfächer. Der Laden ist ein wichtiger Anlaufpunkt in der Szene. „Wir machen seit 14 Jahren eine qualifizierte Arbeit“, ärgert sich Nowacki. „Daß der Senat nach dem Unfall in Tschernobyl so gut informiert war, das lag unter anderem an uns.“ Seit 1981 existiert schon der BBA-Laden. Damals drohte die BBA Opfer der Viertel-Sanierung zu werden – und besetzte kurzerhand ein Büro am Ostertorsteinweg, in einem Haus, das der Stadt gehörte, weil just an dieser Stelle die legendäre Mozarttrasse verlaufen sollte. „Da hat es ein paar Nächte lang geklirrt im Viertel“, erinnert sich Dieter Cordes. „Ich habe damals selbst auf der Straße verhandelt. Die Stadt mußte da einen Ersatz schaffen.“ Aus dem versucht die Stadt nun ein paar Mark mehr zu machen, denn die Bremische ist nicht Besitzerin des Hauses, das die BBA sich damals erstritten hat, sondern sie verwaltet es nur. Unter dem Druck der allgemeinen Haushaltsmisere durchforstet die Bremische nun alle Mietverträge, ob nicht noch etwas herauszuholen wäre. So kam der Vertrag der BBA in den Blick. Die zahlte nämlich seit Jahr und Tag dieselbe Miete, rund 400 Mark kalt, 800 mit allem Drum und Dran. Das erschien der Bremischen dann doch ein wenig zu niedrig. Also kündigte sie den alten Vertrag und bot einen neuen an. 1095 Mark kalt. Das ist der BBA zu viel.

„Wir haben 14 Jahre lang so gut wie alles in dem Haus selbst gemacht“, ärgert sich Martin Nowacki. „Wir haben nie eine Mark staatlicher Zuschüsse oder ABM-Stellen gehabt, weil wir nicht an den Tropf des Staates wollten. Wir haben erst gedacht, die wollen einen Scherz machen.“ Der Bremischen war es allerdings bitter ernst. „Die Anpassung der Miete erfolgt hierbei ungeachtet der wirtschaftlichen Situation des Mieters und orientiert sich am Markt. Wir bedauern, Ihnen aus den vorgenannten Gründen kein besseres Angebot machen zu können.“ So schrieb die Gesellschaft Ende Dezember. Die BBA-AktivistInnen vermuten allerdings nicht nur ökonomische Hintergründe bei der Mieterhöhung. Nowacki: „Das ist auch eine politische Entscheidung.“ Und deshalb müsse jetzt der politische Gegendruck organisiert werden. „Wenn solche Läden verschwinden, dann sieht das Viertel alt aus.“

Am Donnerstag nächster Woche wird es zu ersten Gesprächen zwischen der BBA und der Bremischen kommen. J.G.