Daddy und sein Haus für House

■ Martin Larsen versammelt bei Container Records die Familie der Tanzlustigen

Was macht denn der Mann hinterm Mischpult mit dem Fön? Er versucht die Laserlinse des CD- Players vom Schweißkondensat zu befreien. Kein Witz, aber glücklicherweise eine Ausnahme – und ein bisher kaum beachteter Grund, das Vinyl am Leben zu erhalten. Heutzutage ist das gar nicht so einfach, nachdem die großen Schwarzen von den kleinen Silberlingen verdrängt wurden.

Bei Container Records ist das anders. Mitten auf der Reeperbahn stapeln sich überwiegend pressfrische Schallplatten auf 115 Quadratmetern Verkaufsfläche, pro Woche kommen 800 Neuerscheinungen dazu. DJ's, Freaks und Clubber decken sich hier mit neustem HipHop, House und Techno ein. Stammkundin Merve Japes erwarb schon mit 17 ihre erste Container-Scheibe. Heute investiert die Housefrau, die Freitags im Camelot auflegt, zwischen 500 und 600 Mark im Monat für Klingendes.“ Die Verkäufer kommen selbst aus der Szene und engagieren sich dementsprechend“, antwortet sie auf die Frage, warum so ziemlich alle Hamburger DJs zu dem einen Laden pilgern. „We are a family“, fügt sie trällernd hinzu.

Wenn die DJ-Szene eine Familie ist, dann ist der 45-jährige Container-Inhaber Martin Larsen ihr Vater. Er hat nicht nur das nötige Verständnis für die Musik, sondern läßt auch den hiesigen Nachwuchs im eigenen Studio in Brahmfeld produzieren. Fettes Brot und Der Tobi und das Bo nutzten das Equipment bereits, die HipHopper Easy Business stehen beim hauseigenen Label unter Vertrag. Daniel Klein (EDK und Slam) mixte den ersten Definition Of House-Sampler, Wolfgang Koch (Baluga Bar) den zweiten.

Der Verkauf der Produktionen läuft über das eigene Label, das so Larsen, „mit 4 Jahren eines der ältesten Dance-Labels Deutschlands ist.“ Um den Amateur DJs, die nach Larsen „zum Teil wesentlich besser auflegen, als die vermeintlichen Profis“, ein Forum zu geben, soll der Definition Of House Club starten. Ab März gibt es auf jeden Fall eine kostenlose Underground-House-Zeitung.Michael Quell