Klassen-Neubau mit Spenden

■ Grollandschule: Behinderte und nichtbehinderte Kinder bleiben zusammen

Endlich können die Viertkläßler der Grollandschule ihren Zensurenboykott abbrechen (taz vom 13.12.94), der bundesweit für Aufsehen sorgte. Monatelang hatten sie absichtlich Sechsen geschrieben, um auf Sonderschulniveau runterzukommen und dadurch ihren Klassenverband zu erhalten, der aus fünf behinderten und zwanzig nichtbehinderten Kindern besteht.

Nach vier Jahren gemeinsamen Unterrichts drohte die Kooperationsklasse mit dem Übergang in die Sek I auseinandergerissen zu werden. Die Schulbehörde plante, die behinderten Kinder in eine Sonderschule, die nichtbehinderten in die Schule an der Hermannsburg zu schicken.

Eltern, LehrerInnen und Kinder traten in Schulstreik, campierten zwei Wochen lang vor der Hermannsburg, machten bundesweit mit ihrer Zeitung „Das Nashorn“ Werbung für die Kooperation. Doch ihre Forderung, an der Hermannsburg die erforderlichen Klassenräume für die behinderten MitschülerInnen zu bauen, blieb vergeblich. Kein Geld, winkte die Behörde ab.

„Die Grollander Nashörner gehen weiter“, teilte diese jedoch gestern mit. „Angesichts der großen Identifikation der Beteiligten mit dem Kooperationsvorhaben hat sich Senator Scherf entschlossen, trotz der angespannten Finanzsituation die Fortsetzung der Kooperation in der Sekundarstufe I bereits zum kommenden Schuljahr sicherzustellen.“ Man werde, heißt es, unverzüglich mit den Bauarbeiten für zwei zusätzliche Klassenräume beginnen.

Eine Einzellösung aber hatten die Grolland-AktivistInnen immer wieder abgelehnt. Die Behörde entsprach auch diesem Wunsch und plant für 96/97 drei bis vier weitere Räume, um für die Nachfolgeklassen die Voraussetzungen für die durchgängige Kooperation zu schaffen. Doch schon der erste Bauabschnitt bereitet nach wie vor Probleme hinsichtlich der Finanzierung. Wie Behördensprecherin Birgitt Rambalski mitteilte, müssen für die beiden Klassenräume 600.000 Mark veranschlagt werden. Nur zwei Drittel davon will der Schulsenator tragen. Den Rest könne man durch Privatspenden aufbringen. Und was ist, wenn die Spenden nicht reichen? Der Senator streckt die fehlende Summe vor, sodaß sofort mit dem Bau begonnen werden kann. Im übrigen setzt er auf Hoffnungen, die er durch „die bundesweit großen Sympathien für die öffentlichen Aktionen dieser Klasse“ gerechtfertigt sieht. Daß die Schulbehörde den Klassenbau mit Spenden finanziert, ist ein Novum in Bremen. Ein Modell, das Schule macht? „Pure Spekulation“, meint Birgitt Rambalski, will das ungewöhnliche Vorgehen aber für die Zukunft nicht ganz ausschließen: „Wenn das gut läuft, kann man das bei auch anderen Projekten andenken.“ Dora Hartmann