■ beiseite
: Subvention und Risiko

Sie erinnern sich an die Drohung von Schaubühnendirektor Schitthelm, sein Theater zu schließen? Das war im Dezember, als es plötzlich hieß, die Theater würden künftige Tariferhöhungen aus eigenem Säckel bezahlen müssen. Dann stünde er augenblicklich vorm Bankrott, meinte Schitthelm damals (24,56 Millionen Mark 1995). Nun, die Entwarnung war ja bald darauf versprochen worden, jetzt ist sie amtlich: Der Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses habe das Theaterfinanzierungsmodell des Kultursenats gebilligt und die Frage der Tarifvorsorge „im Interesse der Bühnen geregelt“ (Kultursenator Roloff-Momin). Tariferhöhungen für die festangestellten Mitarbeiter auch der Privatbühnen würden vom Land getragen werden, sofern die Theater diese selbst nicht bezahlen können.

In der neuesten Ausgabe des Aushang, des Magazins des SPOTT-Büros für Freies Theater (jedem zur Lektüre empfohlen, nicht nur diesmal!), kommentiert Gerd Hunger die generelle Situation der Theaterfinanzierung vor dem Hintergrund des „grassierenden“ Sterbens der Freien Theater. Da heißt es u.a., und das wollen wir jetzt einfach mal so dagegenstellen: „Und dann haben wir noch dieses neue Berliner ,Theaterfinanzierungsmodell‘, das darin besteht, daß die subventionierten Theater das machen sollen und dürfen, was die Freien Theater seit den ersten Tagen ihrer Existenz machen: Einnahmen und Ausgaben miteinander abwägen und bei Nichtgefallen Konkurs anmelden. (...) Vorher aber wurde alles, aber auch alles, was subventioniert existiert, durch Subvention jedes Risikos beraubt. Warum ist eigentlich keiner von den abgeordneten Neuerern dabei auf die Idee gekommen, das Gestrüpp einmal zu untersuchen, um es vielleicht zu lichten, statt Dünger-und-aber- Dünger draufzukippen? Ob nun Vagantenbühne oder Tribüne, Kleines Theater oder Renaissancetheater – was unterscheidet diese Bühnen (...) eigentlich noch von sog. „freien Gruppen“ wie z.B. einigen in der Optionsförderung? Immerhin: Hier entscheidet noch jemand nach drei Jahren, ob und wie subventioniert wird. (...) Aber welchem Umstand, welchem Kriterium verdanken subventionierte Privattheater ihre jahrzehntelange Alimentierung, außer der, daß es sie eben gibt?“ Natürlich fordert Hunger nicht, daß Privattheater nicht mehr subventioniert werden sollen. Er fordert statt dessen eine gerechtere Behandlung der Freien Gruppen und will in diesem Zusammenhang auch die Presse an ihre Pflicht erinnern und Kontakt mit dem Publikum aufnehmen.