Noch kein Licht am Ende des Tunnels

■ Podiumsdiskussion zur Kita-Politik in Berlin / Sparzwänge machen den Ostberliner Kitas schwer zu schaffen / Regierungsvertreter fehlten bei der Diskussion / ErzieherInnen und Eltern sind stinksauer

„Wir sind in der schlimmsten Phase“, bilanzierte Heide Rienits, Leiterin des Referats Kindertagesstätten bei der Senatsjugendverwaltung, am Mittwoch abend bei der Podiumsdiskussion die Situation der Berliner Kitas. Erst in einem halben Jahr sehe man Licht am Ende des Tunnels.

Da bei Eltern und ErzieherInnen – vor allem in den Ostbezirken – die Stimmung nahe dem Siedepunkt ist, hatte der Landeselternausschuß der städtischen Kindertagesstätten (LEAK) die politisch Verantwortlichen zur Diskussion geladen. Zur Debatte stand die Kita-Politik des Senats. Gekommen waren die Regierungsvertreter allerdings nicht. „Das ist hier ja eine reine Oppositionsveranstaltung“, spöttelte der jugendpolitische Sprecher der FDP und schaute schmunzelnd zu seinen Kollegen von PDS und Bündnis 90/Die Grünen.

Von ehemals rund 190.000 Kita- Plätzen für ganz Berlin sind in den vergangenen vier Jahren vor allem in den Ostbezirken rund 46.000 Plätze mit 5.500 Personalstellen abgebaut worden. Ein Aderlaß, der sicherlich notwendig war, wenn man den Geburtenrückgang im Ostteil der Stadt mit aufrechnet. Doch die Sparzwänge des Senats sind enorm, und die Kitas bluten weiter. In diesem Jahr müssen nochmals fast 2.000 ErzieherInnen gehen. Im nächsten Jahr soll das Gröbste geschafft sein, dann müssen „nur“ noch 350 Stellen abgebaut werden.

Daß diese enorme Stellenreduzierung für die Erzieherinnen in den Kitas zu einer harten Belastungsprobe wurde, liegt auf der Hand. Horst Kuprath, für die Senatsinnenverwaltung auf dem Podium, betonte jedoch, der Senat habe sich beim Stellenabbau immer um sozialverträgliche Lösungen bemüht. Es seien keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen worden, sondern man habe versucht, mit Prämienabfindungen („goldener Handschlag“) oder Umsetzungen in den Westteil der Stadt die Überhänge abzubauen. Die Stimmung im gut besuchten Saal in der Kongreßhalle am Alexanderplatz war kurz vor der Explosion. Als zynisch und arrogant kritisierten Eltern und ErzieherInnen den Senatsvertreter. Teilweise wechselten die Erzieher in zweieinhalb Jahren fünf- bis sechsmal. Ganz zu schweigen davon, daß so weder eine Konzeption noch ein kontinuierliches Arbeiten gewährleistet sei und die Motivation der ErzieherInnen langsam gegen Null ginge.

Für die Erzieherinnen, die auf der Überhangliste stehen, gilt ein sogenannter Drei-Punkte-Plan mit den Richtvorgaben Lebensalter, Betriebszugehörigkeit und soziale Situation. Was die Eltern und Erzieher aber besonders empörte, war, daß bei der Prozedur „hire and fire“ die pädagogische Qualifikation keine Rolle spielt. Betroffen sind somit die jungen, leistungsstarken und mobilen Frauen. Manche Kitas hätten bei ErzieherInnen einen Altersschnitt von 53 Jahren. Auch das Angebot einer Stelle im Westteil der Stadt sei oft der absolute Blödsinn. Fahrzeiten von bis zu drei Stunden seien nicht zumutbar.

Tapfer versuchte Heide Rienits, die sehr wohl um die schwierige Situation weiß, die emotional geladene Stimmung zu entschärfen. Immer wieder betonte sie, daß sie sich um sozial und pädagogisch verträgliche Lösungen bemühe. Ohne größeren Reibungsverlust ließe sich das Problem aber einfach nicht lösen, darin waren sich an diesem Abend die Podiumsteilnehmer einig. Michaela Eck