■ Zur Person
: Asympathieträger

Wo sitzt Wilhelmi? Die Frage beschäftigte gestern die Verwaltung der Bürgerschaft. Dieter Wilhelmi, Nebenerwerbsabgeordneter und im Hauptberuf Bezirksvorsitzender der IG Medien, ist der erste Mann der AfB in der Bürgerschaft. Bislang saß er dort für die SPD, doch bei der sozialdemokratischen Kandidatenaufstellung für Bremerhaven landete der Hinterbänkler auf Platz 14. Keine Chance, Abgeordneter zu bleiben. Die hat er jetzt genutzt.

Besonders aufgefallen ist er im Parlament nicht. Er sitzt in der Deputation für Arbeit, seine Redebeiträge kann man am Daumen einer Hand abzählen. Viel bekannter wurde er als Gewerkschaftsfunktionär. Ein echter Sympathieträger der Arbeiterbewegung, zumindest auf dem Lande. Denn dort, im Bremer Speckgürtel, hatte Wilhelmi seine Basis. Mit den Kollegen in Bremen hatte er sich komplett überworfen.

Als der Weser Kurier streikte, ließ sich Wilhelmi nicht einmal dort sehen. Im Gegenteil, mitten im Arbeitskampf schloß er das Türchen des IG Medien-Büros zu und machte einen Tag Urlaub. Und als er von der Presse darob kritisiert wurde, prägte er den denkwürdigen Satz: „Journalistische Meinungsfreiheit hat da seine Grenzen, wo Kritik in gewerkschaftsschädigendes Verhalten umschlägt.“ Die Bremer GewerkschafterInnen erklärten schon vor drei Jahren kurz und knapp, daß sie ihren Sekretär fortan ignorieren wollten: „Dieter Wilhelmi interessiert uns nicht mehr.“ Dieter Wilhelmi war dazu seiner Zeit kein Kommentar zu entlocken: „Ich gebe Ihnen keine Auskunft“, sagte er dem staunenden taz-Reporter. „Ich habe schlechte Erfahrungen mit der Presse gemacht. Wiederhören.“ J.G.