Schleunigst das Weite gesucht

■ Auch Michael Stich schied bei den Australian Open früh aus / Anke Huber erreichte souverän das Achtelfinale

Melbourne (dpa) – Michael Stich hatte nur noch einen Wunsch: „Bloß weg hier“. Nach zwei hervorragenden Auftritten in den ersten beiden Runden bot er gegen den Tschechen Karel Novacek eine äußerst schwache Vorstellung und hatte nach dem 5:7, 2:6, 4:6 endlich einmal etwas mit Boris Becker gemein. Stich war genauso ratlos wie Becker nach seinem Erstrunden-Aus. „Der Körper hat nicht so reagiert, wie ich wollte. Ich habe keine Ahnung, woran das lag“, sagte der 26jährige, dem nicht einmal zum anständigen Ärgern ausreichend Energie blieb. Ein klägliches „Scheibenkleister“ war eines der wenigen hörbaren Zeichen von Unmut. Fast willenlos ließ er sich von dem glänzend aufgelegten Novacek überrollen, nachdem er zwei Breakchancen im ersten Satz nicht nutzen konnte. Das Match war wie eine Umkehrung des Halbfinales bei den US- Open im Vorjahr, als Stich in drei Sätzen gewonnen hatte.

Das Rolldach über dem Centre Court mußte den ganzen Tag geschlossen bleiben, weil es nach der Hitze vom Vortag zur Abwechslung kalt und windig war und zeitweise heftig regnete, so daß viele Spiele abgebrochen werden mußten. Das Spiel in der Halle empfanden paradoxerweise beide Akteure als Vorteil für den anderen, doch als der eindeutig bessere Hallenspieler entpuppte sich zumindest diesmal Novacek, der in einer Phase des Spieles zwölf Punkte hintereinander machte und Stich nach dem 99 Minuten kurzen Spiel kritisierte: „Michael war nicht fähig, sein Spiel zu variieren. Erst wenn es nicht läuft und man trotzdem einen Ausweg findet, ist man ein richtiger Champion.“

Besser als Stich machte es Anke Huber, die Yayuk Basuki (Indonesien) 6:0, 6:1 schlug und am Sonntag im Achtelfinale auf die französische Titelanwärterin Mary Pierce trifft, die Mühe hatte, die 17jährige Dally Randriantefy aus Madagaskar 6:3, 6:3 in Schach zu halten. „Jetzt habe ich nichts mehr zu verlieren, der Druck ist auf Mary“, sagte Anke Huber, die alle drei bisherigen Matches gegen Pierce gewonnen hat.

Männer: Novacek (Tschechien) - Stich (München) 7:5, 6:2, 6:4; Sampras (USA) - Jonsson (Schweden) 6:1, 6:2, 6:4; Chang (USA) - Damm (Tschechien) 6:3, 7:5, 6:3; Medwedew (Ukraine) - Pescosolido (Italien) 6:4, 6:3, 6:3; Delaitre (Frankreich) - Olchowski (Rußland) 6:4, 6:4, 6:2; Larsson (Schweden) - Enqvist (Schweden): Enqvist wegen Verletzung nicht angetreten

Australian Open, 3. Runde, Frauen: Huber (Karlsdorf) - Basuki (Indonesien) 6:0, 6:1; Pierce (Frankreich) - Randriantefy (Madagaskar) 6:3, 6:3; Martinez (Spanien) - Boogert (Niederlande) 6:3, 3:6, 6:3; Davenport (USA) - Testud (Frankreich) 6:3, 6:4; Schultz (Niederlande) - Smashnova (Israel) 6:2, 6:2; Spirlea (Rumänien) - Kamio (Japan) 2:6, 6:3, 6:3; Zwerewa (Weißrußland) - Wiesner (Österreich) 4:6, 7:6 (7:3), 6:4