Japans Regierung räumt Fehler ein

■ Jetzt rechnet man mit über 5.000 Toten nach dem Beben

Tokio (dpa) – Der japanische Ministerpräsident Tomiichi Murayama hat am Freitag erstmals Fehler beim Krisenmanagement nach dem verheerenden Erdbeben in Kobe und Osaka eingeräumt. Murayama sprach in einer hitzigen Debatte des Unterhauses in Tokio von „Verwirrung“ innerhalb der Regierung. Nach Angaben von Umweltminister Sohei Miyashita hatte das Kabinett auf einer Sitzung wenige Stunden nach dem Erdstoß das Ausmaß der Katastrophe nicht voll erfaßt.

Unterdessen wird befürchtet, daß die Zahl der Toten sogar 5.000 überschreiten könnte. Bis zum Freitag nachmittag wurden mehr als 4.412 Tote geborgen und noch immer über 656 Personen vermißt. Nur wenig mehr als 40 Menschen wurden bisher von den Rettungsmannschaften lebend geborgen. In der am schwersten getroffenen Stadt Kobe begann sich die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Dingen langsam zu verbessern. Die Hauptversorgungsleitungen für Wasser, Gas und Strom sind aber weiterhin unterbrochen. Rund 270.000 Obdachlose mußten eine weitere Nacht in zumeist ungeheizten Notunterkünften oder in ihren Autos verbringen.

Der frühzeitige massive Einsatz von Soldaten scheiterte nach einem Bericht der Zeitung Yomiuri an bürokratischen Vorschriften. Im Hafen von Kobe hätten gewerkschaftlich organisierte Arbeiter sich zudem zunächst geweigert, ein Transportschiff der Marine und einen Zerstörer mit Nahrungsmitteln zu entladen.