IM Romeo – wie es bei „Julia“ nachzulesen ist

■ Was über den Rundfunkmoderator Lutz Bertram in den Stasi-Akten steht

Bericht des Führungsoffiziers vom 12. 07. 1982

Einschätzung des Treffgesprächs

Es ist einzuschätzen, daß die KP [Kontaktperson d. Red.] sehr ehrgeizig ist, daß sie beim Rundfunk große Schwierigkeiten erwartet, wenn der Zoll ermitteln würde. Diese ganze Angelegenheit ist ihr sichtlich unangenehm. Sie geht voraussichtlich davon aus, daß durch das MfS hier eine Rückendeckung erfolgt, es ist auch nur der Vorschlag seitens der KP, Pakete, die an sie adressiert sind, vom Zoll zu befreien, zu verstehen.

Der KP ist sehr an der Absicherung ihrer Person gelegen, trotzdem wird ihrerseits der Versuch unternommen, durch das MfS in bezug auf ihre Kontakte nach Westberlin Vorteile zu erlangen.

(Misch/Leutnant)

Bericht über die IM-Kandidaten Angelika und Lutz Bertram vom 29. Juni 83:

Schwerpunkte für die künftige Zusammenarbeit sind:

– Nutzung der Möglichkeiten der Kandidaten zur Herausarbeitung operativ-bedeutsamer Informationen zur vorgenannten Einsatzrichtung;

– unbedingte Einhaltung der Konspiration in der inoffiziellen Zusammenarbeit;

– einen wesentlichen Bestandteil der weiteren Zusammenarbeit bildet die weitere Überprüfung der Kandidaten auf Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit in der Zusammenarbeit mit dem MfS. Diesbezüglich ist ein Plan zur Überprüfung zu erarbeiten.

Einschätzung der Kandidaten

Zu den Kandidaten besteht seit März 1982 der Kontakt und es wurden bisher 23 Gespräche bzw. Treffs durchgeführt (überwiegend mit Bertram, Lutz).

Es kann die Feststellung getroffen werden, daß die bisher übertragenen Aufgaben bzw. Aufträge in guter Qualität und mit viel Initiative realisiert wurden. Die Kandidaten, besonders Bertram, Lutz, zeichnen sich durch eine ausgeprägte Kontaktfreudigkeit aus. Dies ist auch berufsbedingt.

Beachtenswert für die weitere Zusammenarbeit ist die Tatsache, daß der Kandidat sehr daran interessiert ist, ein Privatvisa für Berlin (West) zu erhalten (aufgrund seiner Erblindung). Er hatte bereits 1982 einen Antrag gestellt, dieser sei jedoch vom Rundfunk (wahrscheinlich vom Intendanten) abgelehnt worden. Der Kandidat nimmt an, daß man irrtümlicherweise zu der Zeit davon ausgegangen ist, daß er ein Dienstvisum beantragt.

Hinweise über Dekonspiration der IM-Kandidaten liegen nicht vor.

(Leiter des Referates Scheffter/ Major, Misch/Leutnant)

Treffauswertung vom 24. 10. 85:

Der IM informierte über die Nichtrückkehr von (...) von Auftritten in der BRD bzw. Westberlin (gesonderte Inf. sh. Anlage)

– Im Zusammenhang mit der Gestaltung der weiteren Zusammenarbeit wurde vom IM erneut die Frage der Möglichkeit des Reisens aufgeworfen. Auf Fragestellung informierte er, daß die Redakteure des Berliner Rundfunks (...) und (...) privat in das Ausl. reisen dürfen.

Was Stimme der DDR betrifft, daß in einem ihren vergleichbaren Fall, den (...) der (...) in Westberlin betreut. ... Er betonte, daß es beim Rundfunk keine einheitliche Regelung, Reisen in das NSW [nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet d. Red.] betreffend, gibt. Im Moment herrsche ein ziemliches Durcheinander vor.

Vermerk über ... Gespräch am 20. 11. 89

... Durch den IMS „Romeo“ wurde eingeschätzt, daß ein nochmaliges Ansprechen von „Julia“ nicht zweckmäßig erscheint; da sie davon ausgeht, daß die Zusammenarbeit durch uns eingestellt wurde. Dies würde höchstens neue Probleme hervorrufen.

Anmerkung: (...) bezeichnen geschwärzte Stellen