Alt und verhängnisvoll

■ 60 Jahre Dose und kein Ende in Sicht

So geht das nun seit 60 Jahren, seit dem Tag, an dem der amerikanische Biermanager George Newman die Bierdose „erfand“. Seither ist sie nicht mehr zu bremsen. Alljährlich treibt sie allein in der Bundesrepublik Deutschland in 4,5milliardenfacher Übermacht ihr Unwesen, überrollt sie jegliche Bemühungen der Umweltschützer. Ursprünglich einmal aus Schwarzblech zusammengeflickt, sucht uns das Behältnis mehr oder weniger schmackhafter Getränke heute in Form von Alu- oder Weißblechdosen heim.

Dreizehn Jahre lang (von 1920 bis 1933) wurde in den USA versucht, das Land „trockenzulegen“. Dann freilich war die Prohibition – das Verbot der Herstellung, des Transports und des Verkaufs alkoholischer Getränke – nicht mehr zu halten. George Newmans große Stunde hatte geschlagen: Sein Krueger-Beer lief in einer ersten Mini-Serie von 2.000 Dosen vom Band. American Beer als Dosenhit, ein Stückchen American way of life – zuerst nur in den Staaten, erst viel später dann bei uns.

Die Dose boomt. Über 85 Prozent mehr Dosen in Bayern, 46 Prozent mehr in Baden-Württemberg in einem Jahr. „Voll gut. Leer gut“, trommelt die Dosenindustrie. Der (Discount-)Handel jubelt. Kein Pfand, keine Rückgabe, ab damit in den Müll. Alteingesessenen Braumeistern sträuben sich jedoch die Haare. Schließlich muß der Hopfen- und Gerstensaft vor der Verfüllung pasteurisiert, also kurzzeitig erhitzt, werden. Ein künstlicher Alterungsprozeß fürs Bier, wohl bekomm's! Aber Dosen sind eben in – und das gute Gewissen in Form des Modewortes „Recycling“ gibt es gratis dazu. Klaus Wittmann