■ Kolumne
: Schnellwisser aus der Info-Elite Von Detlef Diederichsen

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Selten hat mich ein Werbespruch so getroffen wie der zur neuen „Info-Illustrierte für Frauen“ (oder so ähnlich) Anja: „Die paßt zu mir, die kauf ich mir.“ Wow! Welch ein Groove! Hat direkt Mantra-Qualitäten.

Leider kann ich „Anja“ nicht kaufen. Ich gehöre nämlich nicht zur „Info-Elite“. Ich weiß nichtmal, was das Wort bedeuten soll. Sind Menschen gemeint, die bereits besonders gut informiert sind? Die würden wohl kaum Focus brauchen. Ist es eine Eliteeinheit, die von Focus nur kurz an das Thema erinnert werden muß und sich dann den Rest selber dazudenken kann? Oder einfach Leute, die nicht zu viele Informationen haben wollen, weil ihnen dann schlecht wird?

Ich kenne einen Labelbesitzer, der aus verschiedenen hier nicht näher erklärbaren Gründen gelegentlich Platten veröffentlicht, die er partout nicht gut findet. Bekommen diese Veröffentlichungen dann gute Kritiken, ruft er in den betreffenden Redaktionen an und fragt nach dem Grund. Er kann sich nicht vorstellen, daß irgendjemand Musik mag, die er nicht mag und vermutet dann hinter solchen Meinungsäußerungen irgendwelche Gefälligkeiten, Bestechlichkeit oder andere Verschwörungen.

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Nächtliche Diskussion: Wer ist glücklicher - der Mensch, der einiges auf die Beine gestellt hat, aber mitansehen muß, wie sein Lebenswerk vor die Hunde geht? Oder der, der ruhiger lebt, der irgendwann aufgehört hat, womöglich risikoreichen Projekten hinterherzujagen und es sich in bescheidenem Umfang gemütlich gemacht hat? Na, wer wohl?

Diskussion mit Musiker K. K. ist aus der alten Song-orientierten Schule, zu der ich mich eigentlich auch zähle. Speziell seit ich eines Morgens vor gut einem Jahr aufwachte und feststellen mußte, daß ich kein HipHop mehr hören mag. „Ist doch Kinderkram“, dachte ich zu meinem Erstaunen auf einmal (tja, nun ist es wirklich leicht, mich als alten Langweiler zu klassifizieren). In Debatten mit K. sehe ich mich jedoch immer wieder gezwungen, ganz andere Positionen einzunehmen. K. denkt, daß der „gute Song“ eine universelle Qualität hat, die jedem sofort ins Gesicht springt, wenn er ihm nur ausgesetzt wird. Daß kein Mensch Trashfloor hören geschweige denn kaufen würde, wenn gelegentlich mal was Anständiges im Radio bzw. auf Viva laufen würde.

Ich sage dann immer, daß es 50 Milliarden verschiedene Musiksensorien gibt, daß niemand dasselbe in Musik sucht und schätzt wie sein Nachbar, daß es höchstens gelegentliche Überschneidungen gibt. Und daß die Trashfloor-Freunde natürlich denken: „Daspaßtzumirdaskaufichmir.“