Die Bremer Kinotaz: Alle Filme, alle Termine

Am wilden Fluss USA 1994, R: Curtis Hanson, D: Meryl Streep, Kevin Bacon

Meryl Streep scheint inzwischen alles andere egal zu sein, wenn sie nur wieder eine starke Frau spielen darf. In diesem Actionfilm von einem der Fließbänder Hollywoods ist sie eine erfahrende Bootsführerin, die Mann und Kind auf einer Wildwasserfahrt vor zwei bösen Gangstern beschützen muß. In ihrem Vertrag steht bestimmt eine Extraklausel, die ihr zusichert, daß sie für jeden Sprung ins kalte Wasser einen von jenen großartigen Monologen mit viel Nahaufnahmen absondern darf, nach denen sich die Schauspieler ja bekanntlich alle Finger lecken. So wird in diesem Film eindeutig zuviel geredet und gerudert. Aber zum Finale sieht man immerhin mal Frau Streep mit einem Revolver in der Hand. City, UT-Kino und Gloria-Palast (DEL)

Ein andalusischer Hund Frankreich 1928, R: Luis Bunuel

„Selbst wenn man inzwischen auf das berühmte schockierende Bild von einem durchgeschnittenen Auge vorbereitet ist, hat Luis Bunuels und Salvador Dalis kurzer Stummfilm immer noch die halluzinatorische und aufwiegelnde Wirkung, die die beiden anstrebten. Einige der Bilder haben eine große poetische Kraft, und manchmal haben sie einen erotischen Humor, den man nicht erklären kann – auch sich selbst nicht.“ (Pauline Kael) Cinema

André USA 1994, R: George Miller, D: Keith Carradine, Tina Majorino

„Ein kleines Mädchen kämpft in den 60er Jahren für ihr Haustier: einen Seelöwen namens Andre. Ein netter Familienfilm auf den Spuren von „Free Willy“ und „Flipper“ mit versteckter Message: Rettet die Seelöwen !“ (TV-Spielfilm) UT-Kino, Ufa-Palast und Passage (DEL)

Angels – Engel gibt es wirklich USA 1994, R: William Dear, D: Danny Glover, Christopher Lloyd

Früher mußte in einer Hollywoodschnulze schon einiges im argen sein, um den Eingriff von himmlischen Mächten zu begründen: Engel halfen den Menschen nur, wenn sie entweder kurz vor dem Selbstmord waren (“Ist das Leben nicht schön?“), oder abweichend vom himmlischen Zeitplan starben (“Heaven can wait“). Aber jetzt ist den Drehbuchautoren offensichtlich nichts mehr heilig, und so lassen sie eine amerikanische Sportmannschaft, die einfach zu schlecht ist, um auch nur einmal zu gewinnen, durch einige himmlische Ersatzspieler gewinnen. Auch nur halbwegs interessant wäre das nur, wenn in der gegnerischen Mannschaft ein paar Teufelchen spielen würden. Ufa-Palast

Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Krol

Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „Wortmanns Film ist ein sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilrichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminiszenzen an das deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New-Wave-Filme der Achtziger. Im Grunde ist „Der Bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulencomics in ein Buddie Movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd Film) City, Europa, Modernes, UT-Kino und Passage (DEL)

The Blues Brothers USA 1980, R: John Landis, D: John belushi, Dan Aykroyd, James Brown, Aretha Franklin

"The Blues Brothers is a monument to waste, noise and misplaced cool, but it does have its engagingly nutty moments. This film has one pace - breakneck - and doesn't allow the audience to breathe, rest, or care about anyone or anything. It's worth noting that its big budget exceeded the amount Chaplin, Keaton, Laurel and Hardy and Ben Turpin used to make ALL their films.“ (James Monaco) Cinema

The Crow USA 1994, R: Alex Proyas, D: Brandon Lee, Originalfassung

„The Crow“ basiert auf einer Comic-Serie und ist ein sehr düsterer Actionfilm über einen ermordeten Rockmusiker, der die Lebenden heimsucht, um sich bei seinen Killern zu rächen. Makaber ist dieser Film vor allen Dingen deswegen, weil der Hauptdarsteller Brandon Lee bei den Dreharbeiten vor laufender Kamera erschossen wurde. Sein Bild wurde in den noch nicht gedrehten Aufnahmen duch Computeranimation in die Filmszenen eingepaßt. Kino 46

Die Detektivin Frankreich 1993, R: Tonie Marshall, D: Anemone, Roland Bertin

„Anders als der deutsche Verleih verzichtet die Autorin und Regisseurin Tonie Marshall darauf, die Profession ihrer Protagonistin als Köder zu benutzen. So stellt sie von vornherein klar, daß es ihr sehr viel mehr um Maxime geht als um das Detektiv-Genre. Bei Marshall dreht sich alles um diese Figur: Der Film ist eine Charakterstudie, ein zugleich unspektakuläres und kraftvolles Portrait einer sehr ungewöhnlichen Frau.“ (epd Film) Gondel, Schauburg

Enthüllung USA 1994, R: Barry Levinson, D: Michael Douglas, Demi Moore

„Der Film bewegt sich haarscharf am Rande konservativer Klischees. Zwar zieht ausgerechnet eine Frau als Bösewicht den schwarzen Peter, während der in Versuchung geführte Familienvater achtbar seinen Mann steht, aber zugleich demonstriert „Enthüllung“ eindrucksvoll, daß der Griff an die Genitalien nur ein weiterer Mosaikstein im betriebsinternen Machtspiel ist.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Palast, UT-Kino

Frankenstein USA 1994, R: Kenneth Branagh, D: Kenneth Branagh, Robert Di Niro, Helena Bonham

„Branaghs Film ist ein Spektakel zum Ende des Jahrhunderts. Was steckt nicht alles in diesem tempogeladenen Film, der selbst ein Patchwork ist, ein schillerndes Monster: Mary Shelley vielleicht, vor allem aber all die Theaterversionen und Filmfassungen, die perverse „sophistication“ von James Whale, die knallbunte Subtilität von Terence Fisher, der „body horror“ von Stuart Gordon, der Klamauk von Monty Python und Mel Brooks, die Aktualisierungen von Roger Corman.“ (epd-Film) Ufa-Palast, UT-Kino, Passage (DEL)

Freddy's New Nightmare USA 1994, R: Wes Craven, D: Robert Englund

„Es sind seine eigenen Alpträume, die Wes Craven zu einem neuen Freddy-Film inspirieren und seine Theorie ist es, daß das Monster durch seine filmische Wiederbelebung erst gebannt wird. Denn Freddy ist eine Gestalt, die das Böse angenommen hat. Nach dem Ende der Serie sucht es sich andere Bahnen, um Unheil anzurichten. Kann es eine bessere Begründung für einen neuen Freddy-Film geben!?“ (epd) Ufa-Stern

Forrest Gump USA 1994 R: Robert Zemeckis, D: Tom Hanks, Sally Field

Als eine Mischung aus Zelig, dem braven Soldaten Schweijk und Dostojewskis „Idiot“ sieht man Tom Hanks neben John Lennon, Senator Wallace und den Präsidenten Kennedy, Johnson und Nixon. Irgendwie ist er auch für die Hüftschwünge von Elvis, Watergate und einen Kult verantwortlich. Ein komisches und sehr smartes Epos über einen typischen amerikanischen Helden. Europa

Herr der Fliegen Großbritannien 1963, R: Peter Brook, D: James Aubrey, Tom Chapin

„Schlecht von Brook inszeniert, ist diese enttäuschende Verfilmung von Goldings Roman in der näheren Zukunft angesiedelt. Der Film präsentiert eine provokante Idee, aber er ist so überladen , daß er letzlich kaum etwas anderes als eine jugendfreie Version von solchen Horrorfilmen wie „Das gefährlichste Spiel“ ist. In seiner Eile, zu den Grausamkeiten zu kommen, vernachläßigt Brooks die Motivationen der Jungen, und so wundert sich der Zuschauer, wie diese netten Jungen so schnell durch und durch böse werden konnten.“ (The Baseline Movie Guide) Cinema

Der Herr der Ringe USA 1978, R: Ralph Baskin

„Disney kaufte als Erster die Rechte für eine Verfilmung von Tolkiens Epos, und es ist erstaunlich, daß wir so lange auf eine Verfilmung warten mußten, besonders weil sowohl Stanley Kubrick als auch John Boormann eigene Adaptionen planten. Zum Glück ist das Buch der typischen Disneyverniedlichung entgangen. Baskins Zeichentrickfilm ist durchgehend gelungen, bleibt sehr nah am Originaltext und erinnert visuell oft an Tolkiens eigene Zeichnungen.“ (Time Out-Film Guide) Cinema

Himmlische Kreaturen Neuseeland 1994, R: Peter Jackson, D: Melanie Lynskey, Kate Winslet

1954 wurden in Neuseeland zwei Mädchen vom Ankläger und der Öffentlichkeit als „unheilbar schlecht“ angesehen, weil sie zusammen die Mutter der 16jährigen Pauline mit einem Ziegelstein erschlugen. Ausgerechent Peter Jackson, der bisher nur bluttriefende Splatterfilme inszenierte, hat sich nun diesen Kriminalfall vorgenommen. Und überraschenderweise ist „Heavenly Creatures“ meist eine einfühlsame und kluge Charakterstudie der beiden Mädchen. Aber immer wenn die beiden in ihre Phantasiewelt eintauchen, folgt ihnen die Kamera und deshalb gibt es in diesem Film einige atemberaubende Special Effekts mit Traumlandschaften, einer Burg aus Ton, in der sich tönernde Ritter bekämpfen, oder einem düster ausgeleuchteten Orson Welles, der die Mädchen aus einem Kino in die dunklen Straßen verfolgt. So setzt Jackson die Zuschauer mitten hinein in die Phantasmagorien der beiden Freundinnen, und aus dieser Perspektive ist die Tat, die übrigens erstaunlich zurückhaltend gezeigt wird, die einzig logische Konsequenz. Filmstudio

Interview mit einem Vampir/

Interview with the vampire o.V.. R: Neil Jordan, D: Tom Criuse, Kerstin Dunst, Christian Slater

„Das ganze erinnert in seiner weichgezeichneten Langhaarigkeit an das Mädchenpensionatsgeschmuse in ,Bilitis'. Junge Männer gehen zwischen Pappeln spazieren, reden allerlei verliebten Unsinn, und Wölfe heulen in der Nacht. Der Weltschmerz, sonst Wesenszug jeder fremden Kreatur, schlägt in juvenile Schwatzkultur um. Tote reden vom Existenzialismus: Forever grunge. (...) Cruise, Pitt und Slater Slater spielen eine zum Mainstream gewordene, todestriebige Jugendkultur nach, die sich auch in historischer Kulisse nur noch selbst abbilden kann.“ (taz) UT-Kino

Junior USA 1994 R: Ivan Reitman, D: Arnold Schwarzenegger, Danny DeVito, Emma Thompson

In „Twins“ wurden uns Schwarzenegger und DeVito schon als Zwillingspaar verkauft, und weil diese Komödie recht gut lief, müßen sich einige Strategen in Hollywood den Kopf darüber zerbrochen haben, wie man die beiden in eine noch absurdere Situation bringen könnte. Jetzt wird also Schwarzenegger Mutter und läuft mit einem immer dicker werdenden Bauch herum. Mit dem kann man wirklich alles machen. Ufa-Stern

Karakum Deutschland/Turkmenistan 1993, R: Arend Agthe, D: Max Kullmann, Martin Semmelrogge

„In Arend Agthes Jugendfilm deichseln zwei hitzebeständige Jungs das trockene Überlebenstraining in der turkmenischen Wüste. Kids als Kult - als ambivalent bezeichnet Agthe den deutschen Medienmarkt für Kinder. Eine Brücke will er schlagen und Unterhaltung mit Tiefgang produzieren. „Karakum“ ist gerade mal ein wackliges Brett über dem Abgrund deds deutschen Kinderfilms.“ (Tip) Kino 46

Keiner liebt mich Deutschland 1994, R: Doris Dörrie, D: Maria Schrader, Elisabeth Trissenaar, Peggy Parnass

„Im neuen Film von Beziehungs-Schreinerin Doris Dörrie geht–s ums Modethema „Singles“. Fanny Finck will nicht mehr alleine sein. Unter den Bewohnern ihres Appartementhauses sucht sie nach dem Richtigen. Wie immer bei „Männer“-Frau Dörrie soll's komisch sein. Ist es aber leider nur selten.“ (TV-Spielfilm) City, UT-Kino

Die kleinen Superstrolche USA 1994, R: Penelope Spheeris, D: Travis Tedford, Bug Hall

„Für kleine Leute von 5-15 waren die „Kleinen Strolche“ im Fernsehen Vorbild für schlechtes Benehmen in jeder Lebenslage. Nun hat Penelope Spheeris (“Wayne's World“) eine Neuauflage der Mini-Anarchos gewagt. Es wurde nach neuen Kinder-Gesichtern gefahndet, die Episoden modernisiert und mit großem Aufwand umgesetzt. Ergebnis: ein lustiger Film, der zwar weit von der rotzigen Gesetzlosigkeit des Originals entfernt ist, der aber ohne Reue vergnügt.“ (TV Spielfilm) Europa

Der König der Löwen USA 1994, R: Rob Minkoff

„Auch das neueste Produkt aus den Cartoon-Studios der Disney Fabrik ist für Superlative gut, räumte „The Lion King“ doch als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten an den amerikanischen Kinokassen ab. Einen Großteil seines Charmes verdankt er den skurrilen und witzig portaitierten Randfiguren. Und deren Kapriolen entstehen nach wie vor in Handarbeit.“ (TV Spielfilm) Ufa Palast, UT-Kino sowie Lichtspielhaus (DEL)

Leon - Der Profi Frankreich 1994, R: Luc Bresson, D: Jean Reno, Gary Oldman

„Nikita ist wieder da ! Nur heißt sie Mathilda und ist erst zwölf Jahre alt. Der französische Kutregisseur Luc Bresson bediente sich für „Leon“ im eigenen Werk. Seine Titelfigur, der milchtrinkende ,schweigende Hitman Leon, ist eine Weiterentwicklung des, ebenfalls von Jean Reno gespielten, „Nettoyageurs“ in „Nikita“. Und die kleine Mathilda ist eine jüngere Ausgabe der Punkerin Nikita. Bessons Film, komplett in New York gedreht, räumte in Frankreich und den USA kräftig ab.“ (V. Bleek, TV-Spielfilm) City

Die letzte Verführung USA 1993, R: John Dahl, D: Linda Fiorentino

„In John Dahls erotischem Thriller ergreift eine eiskalte Femme fatale die Initiative gegen die knallharte Männerwelt. Bridget verläßt ihren naiven Ehemann mit dem gemeinsam erschwindelten Geld und versteckt sich in der Provinz. Männe setzt einen Detektiv auf ihre Spur an ... Linda Fiorentino ist eine Offenbarung.“ (TV- Spielfilm) Atlantis

Lotta zieht um Schweden 1993, R: Johanna Haco

Noch ein Kinderfilm aus Schweden, der auf einer Geschichte von Astrid Lindgren basiert. Diesmal geht es um die kleine Lotta, die sich furchtbar mit ihrer Mutter gestriiten hat und darum beschließt, zusammen mit ihrem Teddy auszuziehen. Schauburg und Casablanca (OL)

Die Maske USA 1994, R: Chuck Russell, D: Jim Carrey

„Der Bankangestellte Stanley Ipkiss ist ein Versager, wie er im Buche steht, bis ihm eines Tages eine geheimisvolle Maske in den Schoß fällt. Mit ihrer Hilfe verwandelt sich der saft- und kraftlose Ipkiss in einen rasenden Wirbelwind, einen gutgelaunten Superhelden der anarchistischen Art. Jim Carrey ist als grimassierender Komiker die größte Entdeckung seit Steve Martin. Styling und Optik kann sich durchaus mit anderen Comic - Verfilmungen wie „Dick Tracy“ messen.“ (TV Spielfilm) Modernes, Ufa-Stern sowie Muwi-Filmkunst (OL)

Max Ernst - Mein Vagabundieren, meine Unruhe Deutschland 1991, R: Peter Schamoni, D: Max Ernst und seine Bilder

„Statt viel Worte zu machen, besinnt sich Schamoni auf die Tugend des Filmes: Er zeigt Bilder, die sich selbst genug sind, weil sie in der Konfrontation mit den Gemälden und Personen etwas erhellen. Das immerhin verrät etwas, was selten geworden ist in der Überdeutlichkeit des postmodernen Zeitalters: Vertrauen in die Intelligenz des Zuschauers, dem genug Raum bleibt, sich sein eigenes Bild zu machen von einem, der die Rätsel eines kollektiven Unterbewußtseins ans Licht geholt hat.“ (Peter Buchka) Cinema

Midnight Express USA 1978, R: Alan Parker, D: Brad Davis

„Setzt uns gleich zu Beginn schon die Daumenschrauben an. Dieser Film ist extrem einseitig in seiner Manipulation der Zuschauer: er ist ein Paradebeispiel für Filmtechnik, die völlig ohne jedlichen künstlerischen Impuls auskommt. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Billy Hayes, eines amerikanischen Studenten auf Reisen, der dabei erwischt wurde, wie er zwei Kilo Haschisch aus der Türkei schmuggeln wollte und dafür ins Gefängniss gesteckt wurde. Aber die saftigsten Episoden sind erfunden; der Drehbuchautor Oliver Stone und Regisseur Alan Parker haben ihren Billy den photogensten sadomasochistischen Brutalitäten unterworfen, die sie sich ausmalen konnten. Der Film ist wie eine Porno-Fantasie über die Opferung einer Jungfrau.“ (Pauline Kael) Gondel

Muriels Hochzeit Ausstralien 1994, R: P.J. Hogan, D: Toni Colette.

„Märchen werden wahr, nur anders als ertäumt. Ein unansehnliches Aschenputtel findet, (unterlegt mit Abba-Musik) wenn schon nicht ihren Traumprinzen, so doch die Kraft, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Regisseur P.J. Hogan macht sich mit schrillem Humor über bürgerliche Vorstellungen vom großen Glück lustig. Der Zwang, gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen zu müßen, wird köstlich ad absurdum geführt.“ (D. Lackner, TV-Spielfilm) Schauburg, Ufa-Palast und Casablanca (OL)

The Music of Chance USA 1993, R: Philip Haas, D: Mandy Patinkin, James Spader

„Eine verführerische „noir“ Nachahmung: Paul Austers rätselhafter Roman wurde von Philip Haaus sehr ökonomisch verfilmt. Ein Ex-Feuerwehrmann, der vor kurzem von seiner Frau verlassen wurde, tut sich mit einem heruntergekommenen Pokerspieler zusammen, während er ziellos durch Amerika fährt. Er wird dazu gebracht, ein Spiel mit sehr hohen Einsätzen zu finanzieren, und muß schließlich eine bizarre Schuld bei zwei reichen Brüdern abarbeiten. Der Film ist gefüllt mit Geheimissen und Intrigen. Vergleiche mit David Mamets „Haus der Karten“ drängen sich auf, aber dieser Film ist nicht so glatt poliert wie der von Mamet. Ein Glanzstück.“ (Sight and Sound) Kino 46

Neues vom Räuber Hotzenplotz Deutschland 1978, R: Gustav Ehmck, D: Peter Kern, Barbara Valentin

Achtung! In diesem zweiten Film über die Abenteuer vom entsprungenen Räuber, der von Kasperl und Seppel immer wieder überlistet und eingefangen wird, spielt nicht mehr der große Schmierenkomödiant Gerd Fröbe den Hotzenplotz, sondern der vergleichsweise zahme Peter Kern. Und das ist wie ein James Bond Film ohne Sean Connery. Atlantis

No Smoking Frankreich 1994, R: Alain Resnais, D: Sabine Azema, Pierre Arditi

In einer Situation nimmt eine Filmfigur eine Zigarette, raucht sie - oder raucht sie nicht. Zwei Filme sind aus dieser Gabelung entstanden: In „No Smoking“ verläuft das Schicksal der Filmfiguren ganz anders als in „Smoking“. (Dieser Film lief in der letzten Woche im Cinema). Und so geht es in diesen beiden Filmen von Alain Resnais weiter. Immer wieder gibt es Schnittstellen, an denen der Erzähler sich und den Zuschauer fragt: „aber was wäre gewesen, wenn ....“ und dann erzählt er auch noch diese Alternativgeschichte. Nur zwei Darsteller spielen all die verschiedenen Filmfiguren in 16 verschiedenen Handlungssträngen, und der Reiz des Films liegt vorallendingen in seiner fast abstrakten Künstlichkeit. Dieses wohl exzentrischste Filmprojekt der letzten Jahre basiert auf acht Theaterstücken von Alan Ayckbourn und dauert insgesamt 5 Stunden. Cinema

Novalis - Die Blaue Blume Deutschland 1993, R: Herwig Kipping, D: Agathe de la Fontaine, Christoph Schiller

Ein romantischer Film über einen der berühmtesten Romantiker, in dem von der Liebe von Friedrich von Hardenberg (genannt Novalis) zu Sophie von Kühn erzählt wird. Pikant dabei ist, daß Marion Titze an dem gleichen Tag, an dem dieser Film zum ersten Mal im Kino 46 gezeigt wird, den Bremer Literaturförderpreis entgegennimmt. Denn sie hat am Drehbuch mitgerabeitet, wollte aber später nichts mehr mit dem Film zu tun haben. In ihrem Buch „Unbekannter Verlust“, für das sie ausgezeichnet wird, hat sie just diese Erfahrungen verarbeitet. Kino 46

Once upon a Honeymoon USA 1942, R: Leo McCarey, D: Cary Grant, Ginger Rogers, OmU

„Leo McCarey ist die graue Eminenz von Hollywood, er hat Laurel und Hardy erfunden und die schönsten Filme mit den Marx Brothers und Mae West gemacht, mit Harold Lloyd und Bing Crosby. Ein Naiver, also ein ganz Moderner, und „Once upon a Honeymoon“ ist seiner Zeit Lichtjahre voraus: ein Film für die Postmoderne, eine Liebeskomödie im Schatten der Konzentrationslager, des Antisemitismus und der Zwangssterilisation.“ (Fritz Göttler, Vogue) Kino 46

Poetry in Motion Kanada 1985, R: Ron Mann

Dieser Dokumentarfilm wandelt einmal nicht Literatur in Kino um, sondern er versucht, der Literatur zu dienen. Er zeigt einige amerikanische Dichterfürsten der „Beatgeneration“ wie Allen Ginsberg, Charles Bukowski, William Burroughs, Ed Sanders und deren Jünger Tom Waits bei Dichterlesungen, Performances und „verrückten Gesangslesungen“. Die Literaten im Kino für sich selbst reden zu lassen - auch das ist ein Weg, den Film mit dem Buch zu versöhnen. Kino 46

Pulp Fiction R: Quentin Tarantino, D: Uma Thurman, John Travolta, Harvey Keitel

„Waren in Tarantinos Erstling ,Reservoir Dogs' die Bezüge einigermaßen sinnvoll funktionalisiert, so sieht ,Pulp Fiction' aus, als habe der Autor zufällig seinen Zettelkasten umgestoßen: Pop-Klischees und Genre-Topoi, Camp-Motive und Original-Ideen fallen dem Zuschauer in bunter Mischung vor die Füße. Er treibt mit dem Zuschauer das Spiel, das unter Kino- und TV-Addicts üblich ist. (...) Das Bild einer verkommenen, brutalen Welt, das hier mit großem Ablomb aufgebaut wird, fällt freilich bei näherer Betrachtung in sich zusammen. Weil für die meisten Beteiligten – ob sie es verdient haben oder nicht – alles noch einmal glimpflich ausgeht, läuft der Furor ins Leere.“ (epd) Schauburg und Muwi-Filmkunst (OL)

Pumuckl und der blaue Klabauter Deutschland 1994, R: Alfred Deutsch, D: Gustl Bayrhammer, Heinz Eckner, Wolfgang Völz

Sie werden es nicht glauben, aber der kleine Kobold Pumuckl ärgert den Meister Eder schon seit über 30 Jahren. 1993 war er zuerst der Star einer Radiosendung, dann folgte das Fernsehen, und jetzt gibt es einen neuen Kinofilm. Hans Clarin leiht dem Kobold wieder die Stimme, Gustl Bayerhammer ist auch noch mit dabei. Mehr braucht man zu diesem Film wohl nicht zu sagen. Ufa-Palast

00-Schneider – Jagd auf Nihil Baxter Deutschland 1994, R (?): Helge Schneider, D: Helge Schneider und seine Kumpel

Das Schlimmste, was man über einen Film von Helge Schneider sagen kann, ist wohl, daß er „gar nicht so schlecht“ sei. Jeder Verriß bestätigt nur Schneiders Konzept des absichtlich schwachsinnigen Kinos, und der Kritiker von „TV Today“ hat daraus die kluge Konsequenz gezogen und dem Film das Prädikat „nicht zu bewerten“ gegeben. Schneiders Fangemeinde kann jetzt auch wieder im Kino dazu beitragen, seine überraschend smart durchkalkulierte Erfolgskarriere zu fördern. Denn eines hat Schneider von OTTO gelernt: er ist mit seinen Memoiren, einem Kriminalroman, CDs und Liveauftritten im Fernsehen in allen Medien präsent. Ufa-Stern

Speed USA 1994, R: Jan De Bont D: Keanu Reeves, Dennis Hopper, Sandra Bullock

„Ein Film, der seinem Titel vollauf gerecht wird, Cinema pur aus Hollywood. Eine Geschichte auf Bewegung reduziert. Gleich die Titelsequenz, in der die Kamera in einem Aufzugsschacht abwärts gleitet, und dabei die Titel (so plastisch, als seien sie in 3-D) kurz aufblitzt, entwickeln einen Sog, der den Zuschauer anschließend zwei Stunden lang nicht losläßt. Mit der Präzision eines Uhrwerks läuft alles ab Vorspiel, Drama, Nachspiel. (...) Die einzige Konkurrenz in Sachen steigender Adrenalinspiegel für diesen Film sind die finalen drei Minuten von „Wallace & Gromit“ (Frank Arnold, epd) Ufa-Stern)

Taschengeld USA 1994, R: Richard Benjamin, D: Melanie Griffith, Ed Harris Malcolm McDowell

Drei Zwölfjährige nehmen ihre Sexualerziehung selbst in die Hände, indem sie eine Prostituierte anheuern. Zum Glück treffen sie auf Melanie Griffith, die als Hure mit Herz die Kids vor dem Schlimmsten bewahrt. „Ed Harris und Melanie Griffith erwecken den Eindruck, als befänden sie sich in einer romantischen Komödie. Aber sobald Malcolm McDowell als sadistischer Gangster finster dreinblickend die Szene betritt, ist es mit der Idylle aus: zwei Welten, die auch der Film nur bedingt zusammenfügt.“ (epd)UT-Kino

Tödliche Geschwindigkeit USA 1994, R: Deran Sarafian, D: Charlie Sheen, Nastassja Kinski

„Der Kalte Krieg geht weiter, und die Spione werden immer attraktiver. Um so schlimmer, daß die hübsche Fallschirmspringerin Chris (Nastassja Kinski) gleich beim ersten Absprung verunglückt. Ein schwerer Schlag für ihren Lehrer „Ditch“ (Charlie Sheen). Bis alles geklärt ist, und sich beide in den Armen liegen, fällt noch einiges vom Himmel, was dort nicht hingehört ! „Tödliche Geschwindigkeit“ - in den USA ein Flop - macht dank unglaublicher Stunts Spaß.“ (TV-Spielfilm) UT-Kino, Ufa-Stern sowie Lichtspielhaus (DEL)

1492 - die Eroberung des Paradieses USA 1982, R: Ridley Scott, D: Gerard Depardieu, Sigourney Weaver

Ein englischer Kritiker sah nur Gerard Depardieu und brachte das Dilemma auf den Punkt: „Nun wissen wir es endgültig: Columbus war ein Franzose !“ Nicht so witzig, aber kaum weniger deutlich urteilte der deutsche Kritiker Georg Seeßlen: “Ridley Scott hat einen erzreaktionären, strohdummen, auf unschöne Weise kitschigen, effekthascherischen und noch nicht einmal unterhaltsamen Film gemacht.“ Gondel

Willkommen in Wellville USA 1994, R: Alan Parker, D:Anthony Hopkins, Bridget Fonda, Matthew Broderick

In dieser Verfilmung des Romans von T. Coraghessan Boyle darf man endlich einmal ungehemmt über die Gesundheitsapostel lachen. Hopkins verkörpert hier den fanatischen Dr. John Harvey Kellogg, der tatsächlich zum Beginn des Jahrhunderts Corn Flakes und Peanutbutter erfand und in seinem feudalen Kurhotel als Guru des „biologischen Lebens“ residierte. Mit Ziegenbart und Bugs-Bunny-Gebiß ist dieser Herrscher über die Darmtrakte seiner Jünger eine wirklich beängstigende Naturgewalt. Die Abenteuer und Torturen von Kellogg und seinen Opfern, die unter den absurdesten Kuren, Diäten und Apparaturen leiden müßen, bilden das mit sarkastischem Witz erzählte Panorama eines Fegefeuers der gesundheitlichen Eitelkeiten. Atelier