Frankfurt paktiert mit dem „Teufel“

■ Einzigartiger Energiesparvertrag mit der PreussenElektra

Frankfurt/Main (taz) – Der Energiekonzern PreussenElektra AG (PREAG) will Strom verkaufen. Und die Stadt Frankfurt am Main will Strom „sparen“ und den Ausstoß von Kohlendioxid (C02) aus den Schornsteinen öffentlicher und privater Gebäude von heute 16 Tonnen auf 8 Tonnen im Jahre 2010 verringern. Und weil der Konkurrenzkampf unter den Energieversorgungsunternehmen (EVU) hart ist, konnten Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) und sein Kämmerer und Umweltdezernet Tom Koenigs (Bündnis 90/Die Grünen) der PREAG einen einzigartigen Energieversorgungsvertrag abringen: Der Konzern darf weitere 20 Jahre lang bis zu 63 Prozent des gesamten Energiebedarfs der Mainmetropole decken und finanziert dafür im Gegenzug diverse Energiesparprojekte der Kommune mit. In den nächsten fünf Jahren wird die PREAG jährlich zwei Millionen Mark in die Stadtkasse einzahlen. Und vom Jahr 2000 an bis zum Vertragslaufzeitende 2015 teilen sich PREAG und Stadtwerke die Kosten für Energieeinsparmaßnahmen in öffentlichen Einrichtungen.

Auch für die FrankfurterInnen wird von den Millionen der PREAG „etwas abfallen“, so Koenigs. Mit einem umfangreichen Beratungsprogramm will die Stadt all den Menschen mit Rat und Tat zur Seite stehen, die ihre privaten Häuser oder Wohnungen unter Berücksichtigung von Energiespareffekten umbauen wollen. Das vom OB und dem Vorstandsvorsitzenden der PREAG, Hans- Dieter Harig, formulierte Ziel aller verabredeten Maßnahmen: die „Entwicklung einer zukunftsweisenden Energieversorgungsstruktur in einem Ballungszentrum“.

Alleine hätte die hochverschuldete Stadt ihre ehrgeizigen Energiesparpläne nicht verwirklichen können, sagte von Schoeler, der sich allerdings darüber ausschwieg, welchen „Schnitt“ die PREAG bei diesem Koppelgeschäft macht. Von der Fraktion der Grünen wurde die „extrem lange Laufzeit“ des Vertrages moniert. Der Fraktion wäre ein Zehnjahresvertrag lieber gewesen – „und noch lieber die zeitgleiche Arbeit an einer autarken Stromversorgung à la Leipzig“. Tom Koenigs hatte nach der Vertragsunterzeichnung erklärt, daß er fürs Energiesparen auch bereit sei, mit dem „Teufel“ zu kooperieren. Schließlich sei es in der Hölle immer schön warm. Klaus-Peter Klingelschmitt