Kommentar: Grüne Brause
■ Zwei Verlierer beim Kampf um Uni Ost
Gerold Janssen ist nicht zu beneiden. Jahrelang hat er um die Uni-Ost-Wildnis gekämpft – und nun hat er verloren. Die Bagger rollen. Dieses Ergebnis hatte sich schon seit Monaten angekündigt. Spätestens als die Bremer Grünen Anfang September Janssen und seine MitstreiterInnen hatten abblitzen lassen war klar: Das ökologische Kleinod wird von Siemens begraben werden. Keine Mehrheit für den Hollerland-Turbo, noch nichtmal in den eigenen Reihen.
Ralf Fücks ist nicht zu beneiden. Mittendrin im politischen Scharmützel mit der Bremer Betonlobby muß er sich immer wieder entscheiden: An welcher Ecke der Stadt konzentriert er die grüne politische Kraft im Senat, um dem Flächenfraß ein Stück Natur aus dem Rachen zu reißen, und wo muß er Natur dem politischen Kompromiß opfern. Uni Ost ist so ein Opfer.
Janssen bleiben nur noch symbolische Aktionen. Fücks das Bundesverdienstkreuz vor die Füße zu werfen, das war so eine. Aber keine besonders gelungene. Zum einen kommt sie aus der grünen Brausevorstellung, ein Senator könnte jeden Konflikt zwischen Ökologie und Ökonomie für sich entscheiden. Zum anderen aber fehlt die Reflexion der eigenen Schwäche. Auch dem öffentlichkeitswirksamen Janssen ist es nicht gelungen, die Stadt zu mobilisieren. Der politische Druck hat nicht ausgereicht. Resultat der grünen Selbstbeschimpfung: Uni Ost hat zwei Verlierer. Jochen Grabler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen