Teure Vase für Frau Samaranch

■ Senat findet Kritik an Olympiageschenken „kleingeistig“

„Sex-Dossiers“, Reißwolfaffäre, Bestechung und nun auch noch Beihilfe zur Bestechung: kurz bevor der Untersuchungsausschuß in Sachen Olympiabewerbung seine Arbeit aufnimmt, ist ein weiterer Mosaikstein des Dauerskandalons ans Tageslicht befördert worden. Wie der Spiegel berichtet, wurde der Gattin des IOC-Präsidenten, Maria Teresa Samaranch, mit einer mehreren tausend Mark teuren Vase aus der Porzellan-Manufaktur Meißen die Aufmerksamkeit ihrer Berliner Werber entboten. Ein Geschenk mit Anlauf im übrigen; Frau Samaranch, die das teure Stück während eines Berlin-Besuchs entdeckt hatte, mußte das Porzellan mehrfach anmahnen, so daß selbst die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Hanna-Renate Laurien, laut Spiegel nicht umhinkam, Frau Samaranch „zu beschwichtigen“ und für eine schnelle Beförderung nach Spanien zu sorgen.

Der Chef der Berliner Senatskanzlei, Volker Kähne, hat die Schenkung inzwischen bestätigt. Die Diskussionen um die Aktivitäten der Olympia GmbH, erklärte freilich Senatssprecher Michael Andreas Butz, komme in ein „kleingeistiges Fahrwasser“, wenn diplomatische Regeln und Freundlichkeiten beanstandet würden. Laut Butz bestehe sogar die Gefahr, daß deutsche Sportler jetzt international zu schlechten Verlierern gestempelt würden.

Die erste Sitzung des Olympia- Untersuchungsausschusses wurde unterdessen auf Wunsch der CDU auf den 6. Februar verschoben. Als Zeuge wird unter anderem Nikolaus Fuchs auftreten, der 1992 mit den „Sex-Dossiers“ über die IOC- Mitglieder von sich reden machte. Nur 7 der 91 IOC-Mitglieder, schlußfolgerte Fuchs damals, seien nicht bestechlich. Fuchs, der damals wegen der Dossiers als Chef der Olympia-Marketing-GmbH gefeuert wurde, arbeitet heute mit seiner Firma Bossard Consults als einer der Privatgutachter des Senats und zeichnet für die Expertisen zur Bäderprivatisierung und BVG verantwortlich. Uwe Rada