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Kunst erlaubt

■ Münchner Performance-Künstler Kastner erinnert heute an die NS-Machtergreifung

München (taz) – Heute morgen um 11 Uhr werden zum Gedenken an die Machtergreifung vor 62 Jahren zwei SA-Posten vor dem Münchner Rathaus aufmarschieren – just zum touristenlockenden Glockenspiel. Nach einer Viertelstunde holen die SA-Männer dann fünf „Stadträte“ aus dem Rathaus und bringen sie, wie das auf einem Foto von 1933 dokumentiert ist, ins Polizeipräsidium in die Ettstraße.

Im November hatte die Stadt München eine ähnliche Kunstaktion des Performance-Künstlers Wolfram Kastner zur Reichspogromnacht mit einer schier unglaublichen Begründung untersagt. Drei Männer in SA-Uniform sollten fünf Personen mit Judensternen durch die Fußgängerzone führen. Für das Baureferat der Stadt eine zu unterbindende Aktion, da auf den ersten Blick für Passanten nicht erkennbar sei, „daß es sich um eine nachgestellte Szene handelt“.

Erst auf eine Reihe von Zeitungsberichten hin dachte man bei der Stadt München um. Oberbürgermeister Ude ließ dem Künstler mitteilen, falls er noch einmal so eine Aktion plane, könne diese stattfinden. Ein entsprechender Prozeß vor dem Amtsgericht gegen die Aktion wurde kurzfristig abgesagt. Inzwischen wurde das Strafverfahren von der Staatsanwaltschaft wegen mangelnden öffentlichen Interesses an einer Strafverfolgung eingestellt.

Wolfram Kastner erhielt die Auflage vom Baureferat, unbedingt in hinreichender Form deutlich zu machen, „daß es sich um Kunst handelt“. Er wurde angehalten, in ausreichender Zahl Infozettel an die Passanten zu verteilen, in denen er über den Zweck der Aktion informiert. Klaus Wittmann

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