Zwei Personalien und fünf Wünsche

■ Der Kultursenator Roloff-Momin lud gestern zu seiner Jahrespressekonferenz

Für den Beginn angekündigt, waren die Personalien dann doch ans Ende gerutscht: Joachim Sartorius, vormals Leiter des Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), ist ab sofort Abteilungsleiter für Literatur und öffentliche Bibliotheken in der Kulturverwaltung. Und der Tenor René Kollo wird – nach den gescheiterten Privatisierungsplänen – Intendant des immer noch staatlichen Metropol- Theaters. Erstere eine wahrhaft glückliche, letztere eine bestenfalls gerechte Entscheidung.

Von zwei auf 2,6 Prozent des Berliner Gesamthaushalts haben sich die Kulturaufwendungen während Roloff-Momins Amtszeit gesteigert – obwohl die Bundesmittel im gleichen Zeitraum um 500 Millionen Mark gekürzt wurden. Aber davon und von der völlig ungeklärten Finanzierungssituation für dieses Jahr war nicht die Rede. Ulrich Roloff-Momin legte unter dem Motto „Schwerpunkte der Kulturpolitik 1991-1994“ eine Bilanz vor, die eher einer Auflistung von Ereignissen glich – wie der stolz vermeldete Ankauf der „Marlene- Dietrich-Kollektion“. Immerhin, ein „unterschriftsreifer Zuwendungsvertrag für die Hauptstadtkultur“, der festlegt, welche Institutionen vom Bund unterstützt werden, ist fertig und mit dem Bundesinnenministerium abgestimmt. Auf dessen Vorschlagsliste steht auch das Haus der Kulturen der Welt, für Roloff-Momin eines „der wichtigsten Instrumente ausländischer Kulturpolitik im Inland“. Auch für andere vom Bund mitgetragene Institutionen, etwa die Festspiele GmbH, forderte er ein stärkeres finanzielles Engagement des Bundes. Was jetzt auch der Bundesrat unterstützt.

Als einen der kulturellen Schwerpunkte für 1995 nannte Roloff-Momin den 50. Jahrestag des Kriegsendes. So steigen denn die Zuschüsse für Gedenkstätten von 881.000 Mark 1991 in diesem Jahr auf 4,2, 1996 gar auf 13,9 Millionen Mark. Der Etatplan verrät noch anderes: An eine Schließung des Maxim-Gorki-Theaters ist offenbar nicht gedacht, es erhält 16 Millionen. In der KünstlerInnenförderung bleibt die Frauenförderung mit 405.000 Mark genauso hoch wie 1994. Neu im Etat sind unter anderem das Kinderliteraturhaus LesArt und der Autorenverband. Außerdem wurden Heribert Sasse für seine private Schiel-Sasse- GmbH, die das Schloßpark-Theater bespielen wird, unbesehen 1,9 Millionen auf fünf Jahre zugesichert – während sich andere freie Bühnen jährlich um eine Bezuschußung bewerben müssen.

Vier Wünsche habe er, sagte der Senator am Schluß: schneller Regierungsumzug und schnelle Vereinigung von Berlin und Brandenburg; Berlin als weiterhin multinationaler und -kultureller Ort; das Nichtverdrängen der nazistischen und stalinistischen Vergangenheit; die noch bessere „Bündelung“ der Theater- und Musiktheaterleiter. Per gelbem Wahlkampfzettelchen fügte er gleich noch einen fünften hinzu: Daß Momper, dem er ein „libidinöses Verhältnis zur Kultur“ bescheinigt, Bürgermeister werde. Barbara Häusler

Siehe auch Interview Seite 23