Ein Saidi kämpft um seine Ehre

■ Im ägyptischen Parlament setzte ein Abgeordneter die Fäuste ein

Kairo (taz) – Handgreiflich ging es am Wochenende im ägyptischen Parlament zu. Eigentlich wollten die Abgeordneten die Effizienz der Polizei-Einsätze gegen die im südlichen Oberägypten operierenden militanten Islamisten diskutieren. Im Laufe der Debatte erhitzten sich die Gemüter dann aber über alle Maßen.

Es begann damit, daß der Parlamentarier Abu Fadl al-Gizawi den massiven Einsatz der Armee gegen die im Süden aktiven militanten Islamisten forderte. Der eher selten in Erscheinung tretende Abgeordnete gehört zur alten Garde der Freien Offiziere unter Gamal Abdel Nasser, die 1954 durch einen Putsch Ägypten über Nacht in eine Republik umwandelte. Das waren die großen Tage der Armee von denen al-Gizawi bis heute träumt. Als nun Said Abdel Qader, einer der Abgeordneten aus dem südlichen Oberägypten, Widerspruch anmelden wollte, wurde er von dem Ex-Militäroffizier brüskiert: „Setz dich hin, du Saidi! Du hast ohnehin keine Ahnung“, rief er dem erstaunten Abgeordneten entgegen. Die Bezeichnung „Saidi“, die in Ägypten den Bewohnern des Südens zugeschrieben wird, weckt hier zumeist die Assoziation „zurückgeblieben“. Saidi- Witze – ähnlich den deutschen Ostfriesenwitzen – machen tagtäglich in Kairo die Runde.

Das wollte der Vertreter des Südens nicht auf sich sitzen lassen. Es sei angemerkt, daß die Saidis dafür bekannt sind, daß sie von Blutrachegedanken und Vergeltung besessen sind. Abdel Qader machte seiner Herkunft Ehre: Er stand kurzerhand auf und schlug auf den alten Offizier ein. Nur mit Mühe konnten die beiden von anderen Abgeordneten getrennt werden.

„Das ehrenwerte Abgeordnetenhaus ist eigentlich kein Platz zum Austragen traditioneller Faustkämpfe“, schrieb die ägyptische Tageszeitung al-Ahram am nächsten Tag. In den nächsten Monaten dürften angesichts der anstehenden Wahlen jedoch weitere Vorfälle dieser Art zu erwarten sein. Karim El-Gawhary