Lenin-Räuber

■ Diebe versuchten vergeblich, einen im Wald vergrabenen Lenin zu klauen

Berlin (taz) – Auch tote rote Riesen haben Liebhaber. Politisch linke Nekrophile oder abenteuersüchtige Trophäenjäger haben Anfang dieses Jahres versucht, Teile der 1992 im Köpenicker Forst vergrabenen Leninplastik freizulegen und zu rauben. In der Nähe des zentnerschweren Kopfes, der ebenso wie die anderen Granitblöcke des 19-Meter-Kolosses zwei Meter tief an einem geheimgehaltenen Ort unter märkischem Sand ruht, seien „Grabungsspuren“ festgestellt worden, bestätigten jetzt Berliner Behörden.

Der Lenin stand bis Ende 1991 als Sinnbild der „unerschütterlichen Festigkeit deutsch-sowjetischer Freundschaft“ auf dem gleichnamigen Platz in Berlin- Friedrichshain auf dem Sockel. Nach dem Fall der Mauer strich Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer den versteinerten Gründer der Sowjetunion von der Denkmalliste.

Mit Ankettungen, Aufmärschen und Besteigungen versuchten Lenin-Fans bis zuletzt den Giganten zu retten. Im November 1991 begann man mit dem Zersägen. Der Lenin stemmte sich sozusagen mit Granithärte gegen den Abriß – es dauerte zwei Monate, bis der Kopf fiel. Dann vergrub man ihn im Köpenicker Forst. Dort wartet er, wenn er nicht geklaut wird, auf bessere Zeiten. Rolf Lautenschläger