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Teure Solaranlagen mit Tec-Appeal

■ Bund, Land und Stadtwerke unterstützten 63 Bremer Photovoltaikanlagen - ökologisch sinnvoll?

Die Bremerin Christine König hat Glück gehabt. Gestern wurde ihr Name von der Stadtwerke-Lottofee aus der Lostrommel gezogen, was Christine König satte 13.000 Mark bescherte.

Mit ihr hatten sich 2000 Menschen, davon 63 BremerInnen, an dem 1990 bundesweit gestarteten 1.000-Dächer-Programm beteiligt, mit dem das Bundesministerium für Forschung und Technologie zum Bau von privaten Photovoltaikanlagen motivieren wollte. Aus anfänglich 1000 geplanten Anlagen, die gefördert werden sollten, wurden nach Grenzöffnung 2250, von denen insgesamt 2000 in der Größenordnung zwischen 1 und 5 kW realisiert wurden.

Der Bund finanzierte die privaten Anlagen zu 50 Prozent, die Länder stockten zusätzlich 20 Prozent auf. Den Rest von 30 Prozent mußten die SonnenfängerInnen selbst finanzieren, bis auf drei BremerInnen, die per Los bestimmt wurden und von den Stadtwerken sämtliche Restkosten erstattet bekommen. Während zwei schon im vergangenen Jahr von ihrem Glück erfuhren, erhielt Christine König erst gestern Bescheid, als offiziell das 1000-Dächer-Programm abgechlossen wurde.

Die Stadt Bremen, deren Förderzahl vom Bund auf 80 begrenzt worden war, liegt, bilanzieren die Stadtwerke, „mit 1,2 Anlagen pro 10.000 Einwohner bundesweit an der Spitze“. Dahinter folgt Hamburg, obgleich beide Städte als schlechteste Standorte für Solaranlagen gelten: Nach Auskunft des Wetteramtes hat die Sonne 1994 in Bremen ganze 1463 Stunden lang geschienen. Ein Grund, warum die photovoltaische Erzeugung von Strom im Durchschnitt hier nur 572 Kilowattstunden je Kilowatt installierter Nennleistung erreicht. „Das theoretische Optimum für diese Region“, rechnen die Stadwerke vor, „liegt bei 700 Kilowattstunden, das theoretische Maximum im Wüstenklima wird auf 2.000 Kilowattstunden veranschlagt.“

Die bremischen 63 Anlagen mit einer Leistung von 143 kW haben 1994 etwa 75.000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Davon wurden 37.100 kWh für den eigenen Verbrauch verwendet, der Rest wurde in das öffentliche Stromnetz der Stadtwerke eingeschleust. Daraus aber wiederum mußten umgekehrt die SonnenpionierInnen 195.900 kWh beziehen, denn sie kamen mit ihren 37.100 kWh nicht aus. Grund für dieses Hin und Her: Die photovoltaisch erzeugte kWh kostet mit 60 Pfennig noch immer fast das Doppelte des normalen Strompreises. „Das macht die hohe Bereitschaft der Anlagenerbauer deutlich“, unterstreicht der Leiter des Stadtwerke-Energiesparberatungszentrums, Alfons Bröker, und gibt zu bedenken, daß schon der durchschnittliche Eigenanteil pro Anlage bei 7.500 DM lag.

Ein Kilowatt installierter Leistung verursacht etwa 25.000 Mark Kosten. Der in die Technik eingeflossenen Energieaufwand amortisiert sich nach drei bis fünf Jahren. Knapp zwei Mark würde eine nicht bezuschußte, photovaoltaisch erzeugte kWh kosten. „Zu teuer“, kritisiert Dr. Karin Jahn vom Bremer Energieinstitut. Sinnvoller seien Solaranlagen, die die Sonnenenergie in warmes Wasser umsetzen, und nicht erst in Strom, der anschließend wieder in Wärme umgesetzt wird.

Warum die photovoltaische Technik gegenüber einfachen Sonnenkollektoren eine so immense Förderung durch Bund, Länder und Kommunen erhält, kann sie sich nur über den größeren „Tec-Appeal“ der Photovoltaik erklären. Und der scheint alle Politikebenen mächtig anzuziehen: Mit europäischen Fördermitteln will Bremen die bundesweit größte integrierte Photovoltaikanlage errichten - eine 200 kW-Anlage auf den Dächern von Oslebshausen.

Dora Hartmann

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