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Kein Schnibbeln nötig

■ Bio-Studentin klagte gegen Tierversuche

Aachen (taz) – Ettine Müller (24) möchte Lehrerin werden und Jugendlichen später Flora und Fauna näherbringen. Sie studiert an der Technischen Hochschule Aachen Biologie. Und war schnell entsetzt: Schon im Grundstudium sollte sie Krebsen die Augenstiele abschneiden, Heuschrecken köpfen und Fliegen in Wachs tunken. „Das kann ich nicht, dafür habe ich zu viel Achtung vor den Tieren.“ Ettine Müller legte die Gewissensnöte ihren Lehrern dar. Ohne Erfolg – zur Reifung wissenschaftlicher Erkenntnis sei forschendes Töten unumgänglich. Studentin Müller klagte vor dem Aachener Verwaltungsgericht. Gestern kam es zur Verhandlung.

Es wurde ein skurriler Prozeß. In der Sache war keine Einigung zu erzielen, und so begaben sich Professoren, Prüfungsamtsfachkräfte, fünf Richter und die Klägerin auf stundenlange detektivische Pirsch durch das üppige Formal-Gestrüpp der Prüfungsordnung. Überraschendes Ergebnis: Zufällig gibt es einen Weg, Teilfächer so zu kombinieren, daß Veranstaltungen mit Tierversuchen umgangen werden können. Das Gericht deutete dennoch an, es werde im Zweifelsfall die Lehr- über die Gewissensfreiheit setzen und die Klage abschmettern. Man einigte sich auf ein Ruhen des Verfahrens.

Ettine Müller: „Sicher wäre ein klares Urteil besser gewesen. Immerhin aber sind jetzt allen Studenten Wege aufgezeigt, ohne Tierversuche durchzukommen.“ Bleibt nur die Frage, wieso all die versammelte Intelligenz erst vor einem Gericht erscheinen muß, um die Verästelungen der eigenen Prüfungsordnung erklärt zu bekommen.

Bernd Müllender

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