„Da wurde ja nie was professionell vermarktet“

■ Wie Michael Göbel mit der Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft Bremen groß raus bringen will: mehr Messehallen für mehr Fachmessen, dazu Musical und Space Park und das Ganze rechtzeitig überregional vermarkten

Bremen veranstaltet ein High- light nach dem anderen – aber es guckt kaum ein Schwein. Und die Hotelbetten bleiben leer: 38 Prozent Auslastung. Kein Wunder: „Nicht eine einzige Veranstaltung ist bis jetzt professionell vermarktet worden“, sagt Michael Göbel, Geschäftsführer der Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft (HVG). Er darf so was sagen, schließlich ist er vor einem Jahr angeheuert worden, um eben diese darniederliegende Vermarktung der Stadt zu professionalisieren. Davor hatte er bei einer Touristiktochter des Kaufhofkonzerns gewirbelt.

Ob German Classics oder Musikfest – die Veranstalter hatten bislang ihre Events immer erst so spät unter Dach und Fach, daß jeder Vermarktungsversuch scheitern mußte, sagt Göbel. Reisebusunternehmen müssen die Termine aber spätesten 12 Monate vorher wissen! Sowas sei natürlich ein langwieriger „Umerziehungsprozeß“, also wird auch dieses Jahr das Musikfest nicht in gewünschtem Maß vermarktet werden können – zum hoffentlich letzten Mal, versprach Göbel.

Vor einem Jahr bekamen Stadthalle, Messe, Verkehrsverein und Glocke ein Dach übergestülpt, die neugegründete Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft (HVG), eine Holding. Sie soll zum Beispiel Veranstaltungen mit überregionaler Ausstrahlung initiieren. Gleichzeitig wurden die Geschäftsbereiche (Messe, Stadthalle ...) zu GmbHs umstrukturiert. Noch im Aufbau sind die Bremer Touristikzentrale und die GmbH Bremer Sport und Freizeit; letztere soll Veranstaltungen zum Beispiel im Weserstadion und auf dem Rennplatz akquirieren soll.

Die Gründung der HVG war vor einem Jahr allgemein kritisch beäugt worden: „Was das kostet! Das ist doch bloß Zellteilung“, hieß es. Tatsächlich hat man heute weniger MitarbeiterInnen, gleichzeitig aber den Ertrag vergrößert, sagten gestern Michael Göbel und Wirtschaftssenator Claus Jäger unisono. Der Zuschuß für die Stadthalle zum Beispiel sei von 9 Millionen Anfang der 90er auf jetzt 6,5 Millionen gesunken. Nicht zuletzt dank der Übergabe des Sechstage-Rennens in private Hände.

Der geschäftige HVG-Geschäftsführer Göbel hat sich selbst ins Akquisegeschäft gehängt – dabei aber immer wieder zu hören bekommen, daß die Stadthalle nicht repräsentativ ausgestattet und sowieso zu klein sei. Ohnehin sei die Stadthalle schon jetzt reichlich ausgebucht: Zwischen Oktober und Februar sei sie keine fünf Tage leergestanden. Eine so renommierte Fachmesse wie die „Dach und Wand“ bekomme man nur mit einer neuen Ausstellungshalle her.

Göbel will also neue Hallen: statt derzeit 18.600 Quadratmeter Bruttofläche brauche man 30.000. Um die „Dach & Wand“ (1997) zu bekommen, müßte man allerdings jetzt sofort den Architektenwettbewerb für die Neubauten ausschreiben.

Alles gut und schön, aber was ist mit dem Congress Centrum, das die Stadt für's Maritim für schlappe 130 Mio. Mark gebaut hat? Konnte man da nicht lange die Veranstaltungen an zwei Händen abzählen? Auch das sei heute ganz anders, sagt Göbel: Die 30 Tage, an denen die Stadthalle das Congress Centrum billig nutzen darf – als Gegenleistung für die Baukosten – seien für die nächsten Jahre schon ziemlich strapaziert, für Firmenveranstaltungen zum Beispiel, „Höherwertige Musik“, mehrtägige Kongresse .... Im ersten Jahr hatte die Stadthalle nur für fünf Tage Veranstaltungen im Congress Centrum gehabt. Sowas wie der „Deutsche Juristentag“ sei natürlich auch heute noch ein seltener Leckerbissen.

cis