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: Gespielte Verzweiflung / "Tagesschau" und "Tagesthemen"

„Tagesschau“ und „Tagesthemen“, Dienstag, ARD

Das ZDF hatte sich diesmal nobel zurückgehalten. Nachdem man am Vortag Edmund Stoiber ins Mainzer Mikro hatte sagen lassen, dem ZDF stehe gerechterweise ein größerer Anteil an den Rundfunkgebühren zu, hielt man die Informationspflicht wohl für erfüllt. Die Meldung über das Unwort 94, „Peanuts“, war der Redaktion jedenfalls wichtiger als die Saarbrücker Intendantentagung der ARD.

Das sah die ARD verständlicherweise anders. Berichterstatter Norbert Klein ging sofort in medias res: „Entschieden“ habe sich die Tagung gegen die „Attacken aus Bayern und Sachsen“ gewandt, „selbstbewußt“ hätten die Intendanten ihre Thesen dem schnöden Angriff auf das Erste entgegengesetzt. Freilich kam auch Klein nicht um die Feststellung herum, daß die Resolution keineswegs einstimmig gefaßt worden war, aber als eine „Bestätigung“ für den Erhalt der ARD könne man das Papier sehr wohl auffassen.

Auch in den nachfolgenden „Tagesthemen“ durfte Nowottny noch einmal in gewohnt prägnantem Lispelton bemerken, daß das von Stoiber und Biedenkopf vorgelegte Papier nur „Verwirrung“ hatte stiften wollen. „Aber die ARD läßt sich nicht verwirren.“

Gerade das aber belegte der „Tagesthemen“-Beitrag nicht. Verwirrend tief hatte man in die Trickkiste gegriffen, Norbert Klein machte seinen Beitrag diesmal mit der ARD-Daily- Soap „Verbotene Liebe“ auf: „Wir haben doch gar keine Chance“, erklärte der jugendliche Held in gespielter Verzweiflung, „die ganze Welt hat sich doch gegen uns verschworen.“ Liebesentzug also war das Thema des Tages. Und das, wo doch der ARD-„Brennpunkt“ über das Hochwasser am Vortag die Quoten von RTL-Blödel- Otto geknackt hatte.

„Unbeirrt trotzt die ARD Wind und Wetter, selbst durch Süd- und Ostwinde läßt sie sich nicht beirren, die treuen Zuschauer noch besser zu informieren“, säuselte Wickert anschließend süffisant, aber auch er konnte die verfahrene Selbstdarstellung nicht mehr geraderücken. Denn zwangsverpflichtet zu einem PR-Gespräch mit den neuen Moderatoren des „ARD- Nachtmagazins“, mußte er sich von Katharina Wolkenhauer doch erklären lassen, man habe als Publikum auch die „ganz früh Aufstehenden“ im Sinn. Das Magazin wird um 0.30 Uhr zu sehen sein. Klaudia Brunst