Europarat sagt nein

■ Aufnahme Rußlands fraglich

Moskau (AP/AFP) – Bei einem Angriff russischer Truppen auf die tschetschenische Stadt Samaschki sind gestern zahlreiche Bewohner und Flüchtlinge getötet worden. Augenzeugen berichteten, Lastwagen hätten ihre Leichen zu Friedhöfen gebracht, wo sie nach muslimischem Brauch sogleich begraben worden seien. Große Teile von Samaschki wurden in Schutt und Asche gelegt.

Russische Truppen hatten die 30 Kilometer westlich von Grosny gelegene Stadt in der Nacht mit Panzern, Kampfhubschraubern und schwerer Artillerie angegriffen. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich dort 15.000 Einwohner und mehr als 5.000 Flüchtlinge aus Grosny auf. Als Grund für den Beschuß gab der Nachrichtendienst der Regierung in Moskau an, die Stadt diene Widerstandskämpfern als Unterschlupf.

Gegen den tschetschenischen Präsidenten Dschochar Dudajew liegt inzwischen ein Haftbefehl der Generalstaatsanwaltschaft wegen „Landesverrat“ und „Aufruf zu terroristischen Aktionen“ vor. Da der Aufenthaltsort Dudajews unbekannt ist, wurde zugleich die Suche nach ihm verstärkt.

Der politische Ausschuß des Europarats hat sich gegen die Aufnahme Rußlands ausgesprochen, solange der Krieg in Tschetschenien andauert. Der Ausschuß einigte sich auf einen entsprechenden Resolutionsentwurf, der der parlamentarischen Versammlung heute vorgelegt wird. Über die Aufnahme Rußlands in den Europarat könne demnach erst wieder verhandelt werden, wenn sich die Führung in Moskau zu einer friedlichen Lösung im Konflikt mit der abtrünnigen Kaukasusrepublik entscheide. Zuvor hatten führende russische Politiker vor einer Zurückweisung des Aufnahmeantrags gewarnt.