„Nölle muß die Nummer 1 sein!“

■ CDU-Mitglied Wessels: Neumanns Übermacht schadet CDU

„Ich habe in verschiedensten Kreisen darüber geredet und nur Zustimmung erfahren“, sagt Bernd-Artin Wessels, politisch engagierter Frucht-Importeur (Atlanta/Scipio) und Mitglied der CDU. Vor zwei Wochen ist ihm dann der Kragen geplatzt und er hat es Ulrich Nölle, „seinem“ Spitzenkandidaten, gestern per Anzeige gesagt: „Also, Herr Nölle, nehmen Sie Ihre Position ein.“ Der Mann in Bonn sollte dort gutes für Bremen tun, „Nölle muß die CDU in Bremen führen“.

Der CDU-Kandidat, davon ist Wessels überzeugt, wird von dem Landesvorsitzenden Bernd Neumann in der zweiten Reihe klein gehalten, und Nölle läßt das mit sich machen: „Immer wenn etwas Besonderes läuft, dann tritt Herr Neumann auf und überläßt nicht Herrn Nölle das Wort.“ Oder wenn Nölle doch reden konnte, spricht Neumann hinterher so, „als wenn der Schüler nochmal die Bestätigung des Lehrers braucht“. So kann die CDU keinen Erfolg haben, findet Wessels. „Der Landesvorstand hat das erkannt, aber das sagt keiner - der würde sofort weg sein.“ Mit dem Landesvorstand der CDU, dem er selbst früher angehörte, hat Wessels seine Intervention deshalb nicht abgesprochen: „Die Stimmung im Landesvorstand war immer so: Wir müssen auf Herrn Neumann hören.“ Wessels appelliert an Neumann, ohne den Namen zu nennen: „Man muß auch Platz machen können für andere.“

Wessels will erreichen, daß die CDU den Impuls, den die Gründung der AfB gegeben hat, aufnimmt und verstärkt. Wenn die CDU sich jetzt von der AfB absetzt und sie kritisiert, „dann macht die CDU einen Fehler. Dann wäre sie dumm. Die AfB ist hier eine Bewegung... Es geht hier nicht um Parteipolitik, es geht um die Zukunft Bremens.“ Mit der AfB habe sich die Chance ergeben, daß es doch in Bremen zu einer großen Koalition kommt, rechnet Wessels. Wenn neben SPD und CDU die AfB als dritte Gruppe gebraucht würde, sieht er Rebers „vielleicht“ als Bausenator neben Bürgermeister Nölle im Senat. Die Vorstellung eines „Sparkassen-Senats (Nölle/Rebers) schreckt ihn nicht: „Da sitzen doch mindestens sechs andere daneben.“

Die CDU will auf die Wessels-Attacke nicht reagieren. „Diese Spekulation ist Banane“, sagt Parteisprecher Thomas Diehl. Es gebe eine Arbeitsteilung zwischen Nölle und Neumann, die von beiden akzeptiert wird. Vom Landesparteitag seien beide mit einem überwältigenden Ergebnis von über 95 Prozent gewählt worden, abweichende Meinungen gebe es nicht.

Nölle sei derzeit in Urlaub und kann deshalb nicht selbst reagieren. Wessels hatte das offenbar nicht gewußt. In seinem Text steht: „Unser erster Mann muß vor Ort sein. Und Ulrich Nölle ist hier!“ K.W.