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: Dolchstoß in Farbe

Frankfurt (epd) – Nun schlagen auch die Fernsehschaffenden selbst auf die Öffentlich-Rechtlichen ein: TV-Regisseure und Kameraleute klagen darüber, daß sie ihre Filme im Fernsehen, vor allem im ZDF, oft nicht mehr wiedererkennen. Achtzig Prozent der Kameraleute und Regisseure seien heute „unglücklich“ darüber, „in welchem Zustand ihr Material auf dem Bildschirm erscheint“, erklärte der Regisseur Sigi Rothemund in einem epd-Interview.

Schuld an dem Qualitätsverlust sei die „Überperfektionierung der Technik“, die zwar für die Techniker „berauschend“, für jeden Künstler aber „tödlich“ sei. Während das Filmmaterial am Schneidetisch noch „toll“ aussehe, würden die Bilder bei der Nachproduktion im Sender aufgehellt und so ihrer Tiefe und Brillanz beraubt.

In der Nachproduktion wird das Filmmaterial auf Magnetband überspielt, wobei nach Darstellung von Rothemund „die ZDF-Techniker nicht auf die Bilder, sondern auf den Oszillographen“ achteten und vor allem darauf bedacht seien, „gewisse Regeln“ einzuhalten. Als positives Gegenbeispiel nannte der Regisseur ausgerechnet den Privatsender Pro7, der bei seinen Eigenproduktionen bewußt auf Spielfilmästhetik mit satten Farben setze, weil er ein junges Kinopublikum erreichen wolle.

Rothemund, der seit zwanzig Jahren für öffentlich-rechtliche Anstalten arbeitet, hat übrigens sein Auskommen neuerdings auch bei den Privaten. Er führte bei fünf Folgen der Pro-7-Krimireihe „Alles außer Mord“ Regie.