Berliner Sozis: Stahmer liegt vorn

■ Die Berliner SPD-Basis wählte ihren Spitzenkandidaten / Trend für Stahmer, Baulöwe Momper liegt hinten

Berlin (taz) – Rund zwei Drittel der 24.000 Berliner SPD-Mitglieder haben gestern entschieden, mit welchem Kandidaten sie in den Kampf um den Posten des Regierenden Bürgermeister ziehen wollen. Im Oktober sind in Berlin Abgeordnetenhauswahlen. Eine Stunde nach Schließung der 113 Wahllokale gab es einen deutlichen Trend für Ingrid Stahmer, die als Sozialsenatorin der Großen Koalition angehört. Der Fraktionsvorsitzende Klaus Böger war sich sicher, daß „der Trend so weitergeht“.

Die Rechnung der SPD, mit der Urwahl einen Riesenrummel zu veranstalten, ist voll aufgegangen. Als ob es sich bereits um die Wahl des Regierenden Bürgermeisters handelte, tobten gestern über zehn Kamerateams, Radioreporter aus dem gesamten Bundesgebiet und eine Unzahl von Pressefotografen auf der zentralen Wahlveranstaltung in Berlin-Schöneberg herum. Angesichts der deutlichen Wahlergebnisse herrschte schlechte Stimmung bei Mompers Managern. Bei fast jedem neuen Ergebnis kam ihnen ein kraftloses Stöhnen über die Lippen. Wahlkampfhelfer und Abgeordneter Joachim Günther wußte wenigstens, wer schuld war – die Basis. Mompers schlechtes Abschneiden liege an der „geringen Wahlbeteiligung“. Die einfachen Mitglieder seien zu Hause geblieben, die Funktionäre hätten brav die Wahlurnen gefüllt. Momper hatte in den letzten drei Monaten den Wahlkampf professioneller genutzt als seine Konkurrentin. Beide unterschieden sich inhaltlich nicht voneinander, doch im Gegensatz zur Sozialsenatorin („Stimmen für Stahmer“) kam Momper in der letzten Woche eine taz-Enthüllung in die Quere. Momper, der sich angeblich aus seiner Tätigkeit als Baulöwe zurückgezogen hatte, hatte seine umstrittene Tätigkeit ungestört weitergeführt: als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Baufirma Christiani & Nielsen. In der ersten Stunde nach Ende der Urwahl ließ sich weder Momper noch Stahmer blicken. Dirk Wildt