■ Nachgefragt
: „Keine Demokratie“

Seit Ende letzten Jahres häufen sich die poolitisch begründeten SPD-Austritte öffentlich bekannter BremerInnen. Die taz eröffnet heute eine kleine Serie mit Fragen nach den Gründen.

Brigitte Dreyer ist Referentin bei der Landeszentrale für politische Bildung und Fraktionsvorsitzende der DAG in der Angestelltenkammer.

taz: Sie sind nach 25jähriger Mitgliedschaft aus der SPD ausgetreten. Warum?

Brigitte Dreyer: Seit langem ist es mehr als deutlich, daß es in der Bremer SPD keine Demokratie von unten gibt. Es gibt zwei, drei Leute, die bestimmen, was in Bremen SPD-Meinung zu sein hat.

Und Sie sind mit Ihrer Meinung nicht durchgekommen?

Nein.

Haben Sie es denn versucht?

Ja, oft. Ich habe es zwei Jahre im Vorstand des Unterbezirks versucht, ich habe es acht Jahre lang als Vorsitzende des Ortsvereins Innenstadt versucht, ich habe es auf vielen, vielen Ebenen versucht.

Mit welchen Themen sind Sie immer wieder gescheitert?

Ich denke, es geht bei der SPD immer um Themen der Arbeitsplatzbeschaffung. Und damit meine ich nicht den zweiten oder dritten Arbeitsmarkt, sondern den ersten.

Und da tut die SPD nicht genug?

Ja, genau.

Bei Klöckner hat sie sich mächtig ins Zeug gelegt.

Gottseidank. Da sind immerhin 50 Prozent der Arbeitsplätze gerettet worden, aber die Bremer ArbeitnehmerInnen arbeiten nicht alle bei Klöckner.

Da wären Sie jetzt zusammen mit dem DAG-Bezirksleiter Hartmut Frensel goldrichtig bei „Arbeit für Bremen“.

Nein, mit Sicherheit nicht. Das hat etwas mit Stilfragen zu tun. Wenn ich mit der SPD nicht mehr einverstanden bin, dann muß ich austreten. Aber ich kann nicht sagen: Ich möchte SPD-Politik in der AfB machen.

Haben Sie noch andere Gründe gegen einen Mitarbeit bei AfB?

Nein, inhaltlich kann ich die AfB gut unterstützen.

Wenn Rebers, Lenz und Frensel aus der SPD ausgeschlossen worden sind, dann machen Sie mit bei AfB?

Das weiß ich noch nicht. Ich werde nächste Woche für mich klären, ob ich überhaupt eine neue politische Heimat suche. Die könnte ich mir zum Beispiel auch in der CDU vorstellen.

Aber so schnell geht das nicht. Sich von 25 Jahren SPD-Mitgliedschaft zu verabschieden, hat doch auch eine emotionale Barriere. Ich komme aus einer sozialdemokratischen Familie, und ich komme ganz von unten aus dem Subproletariat ohne gute Ausbildung... Da hängt ganz viel Herzblut dran, da geht man nicht eben mal so weg.

Fragen: Dirk Asendorpf