Frauenpolitik: Männersache

Bei der SPD spricht die Hallenser Pastorin Christel Hanewinckel für die Frauen. Die Bündnisgrünen hievten mit der Pädagogin Rita Grießhaber eine ausgewiesene Frauenpolitikerin auf diesen Posten. Die PDS setzt auf die Physikerin Christina Schenk. Und selbst für die Frauenbelange von CDU und CSU fand sich eine Frau: Maria Eichhorn, Studienrätin a.D. aus Obertraubling. Nur bei den Liberalen heißt das Motto: Frauenpolitik in Männerhand. Bei ihnen ist ein Mann frauenpolitischer Sprecher der Fraktion: Richter a.D. Heinz Lanfermann.

„Wir sind da offener als die anderen“, kommentiert Lanfermann. Gleichzeitig empfindet er sich nicht nur als frauenpolitischer Sprecher. Immerhin sei der Bundestagsausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem er zusammen mit zwei anderen FDP-KollegInnen angehört, zuständig für Themen, die den „Gesellschaftsquerschnitt“ repräsentierten. „Wir kümmern uns eigentlich um alles, bis auf Männer ledigen Alters.“ Natürlich gebe es „reine Emanzipationsthemen“, die er nun als frauenpolitischer Sprecher zu vertreten hat. Doch das schreckt den Richter a.D. nicht. Der FDP-Gesetzentwurf zum Paragraphen 218, den er kürzlich präsentierte, unterschiede sich nur marginal von dem der SPD. Und was die Quotierung betrifft, da sieht er sich im Schulterschluß mit seinen ParteikollegInnen: „Ich bin gegen solche Quoten!“ betont er. Daß der Frauenanteil in der FDP-Bundestagsfraktion nur 17 Prozent beträgt, hält er zwar auch für etwas mickrig. Aber bundesweit seien Frauen zu einem Viertel in Ämtern und Funktionen vertreten, und das entspräche immerhin dem Mitgliederanteil von Frauen.

Natürlich weiß auch Lanfermann, daß Frauen in der Regel zwischen Karriere oder Kindern entscheiden müssen. Zu Hause in Oberhausen ist die Entscheidung zugunsten der Karriere gefallen. Ellen Chwolik-Lanfermann trägt mit Stolz Doppelname und Doktortitel. Sie arbeitet als Richterin in Düsseldorf. Karin Flothmann