■ Standbild: Natürlich Herzensdinge
„Freundinnen“, Montag, 19.25 Uhr, ZDF
Marcel heißt der Kerl, und etwas muß an ihm dran sein. Denn alles dreht sich letztlich um ihn. Erstaunlich, sagt er doch im ganzen Film kaum einen geistreichen Satz. Immerhin, zumindest im Bett scheint er brauchbarer zu sein, als sein leicht debiler Dackelblick vermuten läßt – jedenfalls sehen die Frauen hinterher immer halbwegs befriedigt aus.
Wie auch immer, nur weil Olga nach einem ersten Etappensieg im Kampf um seine Gunst früher abrauscht als geplant, trifft sie auf Sofia. Die hat Knatsch mit Peter – der später noch auftauchen wird und dann sehr an Weißbrot erinnert – und will sich deshalb im Hochzeitskleid in die Spree stürzen. Leider gelingt es Olga, Sofia im letzten Moment von der Brücke zu ziehen und in die nächste Kneipe zu bugsieren, was den Film unnötig verlängert. Denn worüber reden die Hartgesottene mit den flotten Sprüchen und die Empfindsame mit dem Sieben-Leiden- Mutter-Christi-Blick? Natürlich über Herzensdinge. Und worüber reden sie während des restlichen Films? Überwiegend über Herzensdinge. Und natürlich kommt heraus, daß auch die Harte im tiefsten Inneren eigentlich sehr weich ist und sich nach Liebe sehnt. Immerhin überwindet sie ihre grundsätzliche Abneigung gegen Frauen und schließt Freundschaft mit Sofia. Die wird allerdings, kaum geschlossen, auf eine harte Probe gestellt, als Marcel sein Begehren auf die kleine Leidensschwester richtet. Und wieder gibt der Film ein neues Rätsel auf: Wieso eigentlich will Sofia ausgerechnet mit Marcel und dazu noch auf dem Küchenboden? Und warum will Marcel zu guter Letzt dann doch wieder die vorlaute Olga, der er sowieso nicht das Wasser reichen kann? Und weshalb latscht das „Weißbrot“ in der letzten Einstellung dann neben Sofia Richtung Horizont?
„Freundinnen“ von Heiko Schier läßt die geneigte Zuschauerin zurück mit vielen ungelösten Fragen und dem bösen Verdacht, daß der Autor sich in den Gehirn- und Empfindungswindungen der menschlichen Männchen ebenso wenig auskennt wie in denen ihrer weiblichen Gegenstücke. Möglich auch, daß er den Frauen mit dem Film eine subtile Botschaft vermitteln wollte: Macht euch über eure Männer nicht allzu viele Gedanken! Schließlich denken wir ja auch nicht über euch nach. Vielleicht wollte er aber auch einfach nur einen netten kleinen Film machen. Sonja Schock
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