Unterm Strich

Jetzt hat sich sogar die berühmte Goldschmiedewerkstatt Fabergé der Debatte um den deutschen Regierungssitz angenommen. Sie entwarf ein „Bonn-Berlin-Ei“ aus Gold und blauer Emaille und schenkte es – nein, nicht Herrn Stölzl vom Deutschen Historischen Museum in Berlin – dem Haus der Geschichte in Bonn. Fabergé hatte früher für die russischen Zaren die kleinen Kunstwerke in Form eines Eis geschaffen, die bis heute nachgestaltet werden. Das neue Schmuckstück ist unter anderem mit Abbildungen des Brandenburger Tores und dem Wappen der Stadt Bonn verziert. Im Inneren steckt – Surprise! Surprise! – ein goldener Leporello mit den Namen aller Bundestagsabgeordneten, die im Juni 1991 über den künftigen Regierungssitz im vereinten Deutschland abgestimmt haben. „Das ,Bonn-Berlin-Ei‘ verdeutlicht im Haus der Geschichte neben Dokumenten und Karikaturen auf originelle Weise die lebhafte Debatte um den Regierungssitz“, teilte das im Sommer 1994 eröffnete Museum für Zeitgeschichte mit. Jetzt haben die Bonner also ein klasse Objekt für den Kinderschokoladen-Überraschungseier-Tauschmarkt.

Das Romani-PEN-Zentrum hat sich mit der Bitte an das Internationale PEN-Zentrum gewandt, eine Initiative anläßlich des sechsten Jahrestages der Fatwa gegen Salman Rushdie am 14. Februar zu unterstützen. Die PEN-Sektion schlägt vor, „an allen möglichen Orten Lesungen, Autorenbegegnungen, Diskussionsabende, kulturelle Veranstaltungen im allgemeinen unter dem Motto ,Wir alle sind Rushdie!‘ zu initiieren. Wenn woanders das Schwert geschwungen wird, können wir das ,Wort als Waffe' dem entgegensetzen.“

Die Zukunft des Berliner Theatertreffens steht auf Messers Schneide. Für 1996 sind bisher noch keine Gelder in Sicht, sagte der Intendant der Berliner Festspiele, Ulrich Eckhardt. Die von Bund und Land finanzierte GmbH hat in diesem Jahr Kürzungen von zwei Millionen Mark durch Bonn hinnehmen müssen. Bei den Berliner Filmfestspielen und den Festwochen sieht Eckhardt keine weiteren Einsparmöglichkeiten. Das Treffen sei deswegen leidtragend, weil Verträge erst kurzfristig nach der Juryentscheidung geschlossen werden könnten und somit keine langfristigen Verpflichtungen entstünden. Bereits in diesem Jahr muß das inzwischen 33. Theatertreffen (12. bis 25. Mai) mit einem Etat von 1,9 Millionen statt vorher rund drei Millionen Mark auskommen. Deshalb werden statt zwölf nur zehn Inszenierungen eingeladen, und die Jury wurde von neun auf sieben Mitglieder reduziert. Erstes Sparopfer wurde der Stückemarkt. Er findet 1995 nicht mehr statt. Überlegungen, das Treffen nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, ließe sich, so Eckhardt, zwar finanziell, aber nicht inhaltlich umsetzen. Im Falle eines Aus rechnet er mit heftigen Protesten und Solidaritätsaktionen.