Zurück von der Mondstation der Romantik

■ Jango Edwards zelebriert in seiner nagelneuen Show „Klones“ im Tivoli die Unsterblichkeit des Narren vom Dummen August bis zum Nouveau Clown

Mal ganz was Neues von Onkel Edwards. Kein eingeklemmter Eumel, kein Frauen-mit-Sperma-aus-der-Nase-Bespritzen, keine neue Version von „Bicycle-Seat“ mehr! Echt wahr, der Obszönitäten-Kasper Jango Edwards hat sich eine richtig neue Show ausgedacht, eine Art Hommage an seine Lehrer als Clown und seinen Spiritus rector Fellini, mit dem er seinen Spaßgrill angefeuert hat. Klones, so der metaphorisch weitverzweigte Titel seiner neuen Sketch-Sammlung, zeigt uns die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Daseins als Grinsemann mit Ansteckungsrisiko. Seine Führer ins feuchte Dunkelreich des Zwerchfells Oleg Popov, Carlo Colombioni und Lidislav Filka werden – soweit sie bereits tot sind – wieder lebendig und Fellinis großartiger Film Clowns liefert die Obertöne.

Natürlich werden zu diesem Anlaß ein paar Sketche aus dem Vademecum des ordentlichen Spaßvogels revitalisiert wie etwa der „Sterbende Schwan“. Aber hauptsächlich schlüpft Onkel Edwards doch in die unsterblichen Verkleidungen des Clown-Seins wie jeder vernünftige Kinder-Fasching sie kennt. Als Pierrot oder mit Pappnase und zu großen Schuhen, unterm Zylinder oder mit abstehenden orangen Haaren beliebt Onkel Edwards diesmal zu scherzen.

Pünktlich zum Tod seines väterlichen italienischen Freundes Anfang letzen Jahres kam dem in fröhlicher Würde alternden Exil-Amerikaner die Idee, man müsse dem Clown als solchem einmal die Ehre zuteil werden lassen, die ihn von der Mondstation der Romantik zurück ins Erdenleben des Witzes bringt. Ohne die schminkedicken Tränen von Zirkus-Nostalgie aus der Augentube zu quetschen, wollte Onkel Edwards vielmehr die Unsterblichkeit des Narren beweisen. Im Gegensatz also zu Fellinis herzlichem Requiem soll Klones die Daseinsberechtigung des Clowns zwischen Musical, „Married With Children“ und Titanic erklären.

Wie immer mit viel Hippie-Musik garniert wird Onkel Edwards im ersten Teil richtig historisch und läßt den Dummen August ebenso vorbeiziehen wie den singenden Hobo, um im zweiten Teil eine Parodie auf zeitgenössische Clownfiguren zu spielen, aus der der Nouveau Clown entsteht. Clown ab!

Till Briegleb

Ab Dienstag, 14. Februar, Schmidts Tivoli, bis 19. Februar