■ Nachgefragt
: „SPD ist nicht offen“

Elke Kröning gehört zu den GründerInnen der Wählerinitiative „Arbeit für Bremen“. Am Dienstag ist sie aus der SPD ausgetreten.

taz: Warum sind Sie nun doch aus der SPD ausgetreten, nachdem Sie sich zunächst ausschließen lassen wollten?

Elke Kröning: Ich gebe zu, daß ich die Situation falsch eingeschätzt habe. Ich hatte die Hoffnung, daß es zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung kommt – auch im Interesse der SPD. Ich bin doch jetzt kein Feind der SPD geworden. Und da sich jetzt die Ereignisse überstürzen, mußte ich mich ja auch entscheiden, ob ich für die AfB kandidieren werde oder nicht. Und da müssen dann auch klare Verhältnisse geschaffen sein.

Und schließlich habe ich nicht richtig eingeschätzt, daß viele Bürger zwar unseren Schritt unterstützen, aber nicht verstehen, wenn wir nicht klar sagen, zu wem wir gehören.

Die AfB ist heute mit dem Vorsitzenden Friedrich Rebers gegründet worden. Tritt der jetzt auch freiwillig aus der SPD aus?

Das wird er ganz sicher. Aber wie er das machen wird, muß er selber entscheiden. Herr Rebers ist sich aber darüber im klaren, daß er als Spitzenkandidat der AfB unvereinbar ist, gleichzeitig in der SPD Mitglied zu sein.

Es war ein politischer Fehler, nicht gleich aus der SPD auszutreten?

Das ist meine persönliche Meinung. Aber ich möchte da keine Antwort für alle vorwegnehmen.

Wo haben Sie versucht, Ihre Kritik in die SPD hineinzutragen?

Frau Wischer redet immer so groß, die SPD wäre offen für Kritik. Ich habe das in den letzten Jahren nicht gemerkt. Ich weiß, daß mein Ortsverein mit mir diskutieren wollte – was wir heute abend auch tun werden. Ich hatte die Hoffnung, daß aber auch auf anderer Ebene mal der eine oder andere fragt: Warum? Das ist nicht geschehen.

1991 haben wir 12,5 Prozent verloren, und das ist vom Tisch gewischt worden, weil man immer wieder mit Problemen in Bremen argumentiert hat. Die inhaltliche Diskussion ist dabei zu kurz gekommen. Das darf einer traditionsreichen Partei wie der SPD nicht passieren.

Werben Sie jetzt dafür, aus der SPD zur AfB überzutreten?

Nein, das werde ich ganz sicher nicht tun.

Warum nicht? Als Schatzmeisterin der AfB, müssen Sie doch auch um Mitglieder werben.

Die Leute melden sich alle freiwillig bei uns. Wir wollen keine Partei im üblichen Sinne werden – so groß und schwerfällig wie die anderen. Ich werde die SPD jetzt nicht schlecht machen. Nur im Wahlkampf kämpfe ich für die Ziele der AfB und werde dann sicher auch Gegner von dem einen oder anderen innerhalb der SPD sein.

Aber man muß die Haltung von anderen respektieren. Nehmen Sie meinen Mann, der wird immer für die SPD arbeiten.

Finden Sie das zu konservativ?

Das könnte man sagen. Ich respektiere das aber, und ich verstehe es auch.

Er Sie auch?

Ja, er toleriert das. Unsere Ehe wäre sehr schlecht, wenn, nur weil ich jetzt eine andere Position habe, gleich unsere persönliche Beziehung zu Ende ist. Mein Mann kritisiert auch das, was ich manchmal sage und schreibe und umgekehrt tue ich das auch. Und eigentlich profitieren wir beide davon. Fragen: ase