Viel Lob für Öko-Unternehmen

■ Unternehmerverband prämiert Vorreiterbetriebe in Sachen Umweltschutz

Eitel Freude bei drei Unternehmen aus dem Bremer Sprengel: der Food-Riese Kraft-Jacobs-Suchard, der Autozulieferer JV Carbox und der Möbelpolierer Poliboy aus Lilienthal können sich seit gestern einen Preis ans Firmentor hängen. Die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) hat einen Ökopreis für „Umweltbewußte Unternehmensführung“ ausgelobt, und bundesweit haben sich 43 Unternehmen Meriten erworben, darunter auch die drei aus Bremen und dem Umland. „Bremen liegt gut im Trend“, meinte der Bremer ASU-Chef Günther Diekhörner.

Seit 1988 lobt die ASU den Preis aus, alle zwei Jahre werden die 8.000 Mitgliedsunternehmen angeschrieben. Nach einem Fragenkatalog werden dann alle Unternehmensbereiche auf ihre Umweltverträglichkeit abgefragt – von der Managementetage bis zur Werkbank, von der Beschaffung bis zur Umweltpolitik. Der Fragenkatalog ist über die Jahre reichlich verschärft worden, und heute enthält er die Fragen der neuen „EU-Öko-Audit-Verordnung“. Mit ihr können Unternehmen ein Öko-Zertifikat beantragen. Sie werden von einem Prüfer über mehrere Tage nach einem strengen Kriterienkatalog durchleuchtet.

Diesen EU-Fragenkatalog hat sich nun der Unternehmerverband für seine eigene Preisverleihung zu eigen gemacht. Früher hatten sich die Unternehmen mit 10 Fragen auseianderzusetzen, nach dem EU-Katalog mit 50.

Besonders reichlich war der Rücklauf von den Unternehmen allerdings nicht. Lediglich 80 haben sich bundesweit beteiligt. Früher waren es bis zu 180. Für die ASU kein Grund zur Besorgnis. Einige Unternehmen hätten sich wegen absehbarer Erfolglosigkeit von vornherein nicht beteiligt. Ein quantitativer Abstieg, „aber ein qualitativer Anstieg“, freute sich Diekhöner.

Die drei Bremer Preisträger können sich sehen lassen, und das nicht erst seit gestern. JV Carbox hat den Preis schon zum zweiten, Poliboy schon zum drittenmal gewonnen. „Wir waren früher ein echter Schweineladen“, erzählt Carbox-Gesellschafter Stefan Bellinger. Aber seitdem das Unternehmen entdeckt hat, daß man mit Umweltschutz nicht nur Meriten erwerben, sondern auch Kosten sparen kann, hat sich der Betreib zum Öko-Muster gewandelt. Als er seinen Mitarbeitern von der Preisverleihung erzählt habe, habe sich ein Arbeiter gewundert: Die Standarsds seien doch ganz normal. Für Bellinger das größte Komplimant.

Poliboy hat den Umweltschutz schon Jahrzehnte früher entdeckt, erzählt der Gesellschafter Ulrich Brandt. Als Ende der 60er Jahre die ersten Nachrichten über die verheerenden Auswirkungen von FCKW auf die Ozonschicht in die Öffentlichkeit drangen, da reagierte das Unternehmen sofort. Poliboy hatte die ersten FCKW-freien Spraydosen auf dem Markt. Und diesen Standard hat das Unternehmen gehalten. Das Engagement geht jetzt bis in die Architektur der Betriebsgebäude. Das Poliboy-Werk liegt im ältesten Lilienthaler Industriegebiet, über die Jahrzehnte ist die Siedlungsgrenze immer näher gerückt. „Dem mußte sich die Fabrik anpassen“, sagt Brandt. Die grüne Wiese sei kein Ausweg. Schließlich sei es ein Akt des Umweltschutzes, wenn Arbeiten und Wohnen näher beisammen lägen. Stichwort: Verkehrsvermeidung.

Für Kraft-Jacobs-Suchard ist das Öko-Thema auch nicht neu. Schließlich ist der Konzern einer der ersten, der sich an eine Ökobilanz eines Produkts gemacht hat: Kaffee. Und als der Röster die Kaffeeverpackungen von Plastik auf Papier umstellte, „da sind wir ein verdammt hohes Risiko gegangen“, sagte KJS-Sprecher Rolf Sauerbier.

Die drei Unternehmen sind hochzufrieden mit ihren Aktivitäten. Zum einen poliert ein Öko-Preis das Image, zum anderen aber wirkt eine Unternehmensüberprüfung nach Öko-Kriterien nach innen. Wer seine Arbeits- und Managementsabläufe ständig hinterfragt, wer Anreize schafft, zum Beispiel unnötige Verpackungen zu vermeiden, der spart langfristig Kosten und sichert sich Wettbewerbsvorteile. Und sowieso sei das Umweltschutzrecht mittlerweile viel zu kompliziert, klagen die Unternehmer, gerade für Mittelständler. Da sei doch eine jährliche strenge Prüfung viel sinnvoller. Deshalb wünscht sich die ASU, daß die Unternehmen, die die EU-Überprüfung erfolgreich bestehen, einen Bonus bei den Behörden bekommen. Da läge noch ein weites Feld für Kreativität, sagte ASU-Chef Günther. Man könne doch zum Beispiel einmal daran denken, eine Umweltverträglichkeitsprüfung für Subventionen einzuführen. Geld nur für Öko – „Was meinen Sie, wie das wirken würde.“ J.G.